Leopold Werndl und sein Sohn

seinen Augen zusammenstürzen und er unter ihren Trüm^ mern begraben werden. Mit dem Tage der Todesnachricht ihres Sohnes wurde Frau Karoline eine Schwerkranke. Sie lebte in dumpfer Stille, ließ sich von niemandem sprechen, scheute das Tageslicht, verhängte die Fenster mit schweren dunk# len Stoffen. Die Eltern waren längst in Frieden eingegan« gen. .Karoline kannte fortan nur Tränen, weinte Tag und Nacht. Der besorgte Gatte scheute keine Kosten, ließ nichts unversucht, eine Genesung herbeizuführen. Doch er wußte, daß das 'Leid einem krankhaften Trieb entsprang, daß des Sohnes Tod den letzten Anlaß gab, zu zerstör ren. Zwei geschulte Pflegerinnen, denen milde Güte und Fürsorge angeboren schienen, blieben Tag und Nacht um die bedauernswerte Kranke. Josef Werndl stand, als seine Frau von schwerster Krankheit befallen wurde, einsam und allein. Nur ein Mensch lebte in Steyr, der ihm Trost spenden konnte: Emma Moser, die Kameradin, die ihr völliges Glück darin sah, dem großen und doch so einsamen Fabriksherrn zur Seite zu stehen. Sie legte ihre kühlen Hände auf seine heiße Stirn, sie verscheuchte die düsteren Wolken, die dumpfe Trauer, die Wehmut. Behutsam führte sie, die Glück und Freude spendende Frau, den kranken Mann an die Sonne. Er spürte die Sonne, spürte die Wärme, hörte auf das Gezwitscher der Vögel, freute sich der Blütenknospen, atmete die Erde, die gute Erde, die menschenbegnadende Erde. Erde ist Leben, Erde riechen, Erde fühlen heißt, das Leben lieben. Gebenedeit sei die Erde. Du mußt der Erde Dank abstatten, flüsterte des Mannes Gewissen. Die Erde verlangt ihren Tribut von dir, sei es dein Leben, sei es dein Todl Auf lange Zeit vergaßen Emma und Josef Geschäfte und Sorgen. Wemdl mußte gesunden. Die Heimat, das

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