Sonnenstrahlen. Sie zauberten goldene Lichtbahnen in das dunkle Kirchenschiff. Leise ging Werndl zum Organisten und stopfte ihm heimlich fünf Banknoten zu je hundert Gulden in die ausgebeulte Rocktasche. Den Meister an«> zusprechen, wagte Werndl nicht. Der kleine Schulmeister von St. Florian glich keinem Menschen, er glich einem Heiligen. Anton Bruckner hatte nie erfahren, daß Steyrs berühmtester Mann ihm so viel Dank schuldete. Josef Werndl fühlte, nie in seinem Leben würde er Bruckners göttliche Musik vergessen können. — — Josef Werndl, der ungekrönte König von Steyr för^ derte das Gemeinwohl der Stadt, wie und wo er nur konnte. Reichten die Gemeindemittel nicht aus, sprang er selbst helfend ein. Er legte eine prächtige Promenade an, baute ein Werkbad. Der Bürgermeister Pointner sah sich einmal genötigt, in einer schwierigen Situation sich an den Kaiser mit der Bitte um Hilfe zu wenden. In Frack und Zylinder traten die Gemeindeherren zur allerhöchsten Audienz an. Voller Wohlwollen hörte ihnen Franz Josef ihr Sprüchlein ab, um sie mit einem malitiösen Lächeln zu bescheiden: „Aber meine Herren, was wollen Sie von mir? Ihr habt doch in Steyr Euren eigenen König, den Werndl!" Die Fama wußte zu melden, Josef Werndls beweglb ches und unbewegliches Vermögen umfasse einen Wert von zehn Millionen Gulden. In seinem Schreibtisch läge stets ein Barbetrag von einer Million in funkelnagelneuen Tausendguldenscheinen. Am ersten Januar jeden Jahres ließ er sich vom Hauptkassierer der Österreichischen Waffenfabrik eine runde Million in neuen TausendguL denscheinen ausfolgen, die er in seinem Schreibtisch veiv
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2