Leopold Werndl und sein Sohn

im Josefstal, gab jedem ein Stück Boden zur Bearbeitung, beteiligte seine „Alten", die Stammarbeiter, die er als gm ter Menschenkenner stets richtig auszuwählen verstand, an der Erzeugung. Er stiftete namhafte Beträge für die alternden Gefolgschaftsmitglieder, für deren Witwen und Waisen. Dem, der durch Fleiß und Tüchtigkeit vorwärts^ strebte, ebnete er den Weg und förderte ihn. Werndl werkte mit seinen Leuten und band sie ans Werk und an die Heimat. Er war keiner von jenen Waffenhändlern, die Millionen Guldenstücke ausgaben, damit Kriege im Osten, Süden und Westen entfacht, damit Blut fließe, da# mit Völker sich ausrotteten, damit das Waffengeschäft unermeßlich viel Geld abwerfe. Josef Werndls Parole hieß: Die Waffe dient einzig der Verteidigung, sie ist Schutz in höchster Not und Gefahr! Wie stand es um den Menschen Josef Werndl? Be# saß er, der zum Nutzen seiner Mitmenschen so viel ge# schaffen hatte, das Recht auf ein inneres Glück? Ein Glück in der Familie? Nein! Seine Mutter, Frau Josefa, ließ ihr Sorgenkind, ihren Buben Josef zu sich kommen. Er fühlte, er kam an ein Sterbebett. Kein Schmerz verzog der Mutter gütige Züge. Von allen anderen Kindern, den Enkelkindern, von ihrer treuen Dienerin Mathilde, hatte Frau Josefa schon Ab# schied genommen. Mit ihrem Josef wollte sie jedoch allein sein. Ganz allein. Dunkles Gewölk verfinsterte den Him# mel. „Kannst beten?" fragte die Mutter ihren großen Bu# ben, vor dem jeder in Steyr den Hut zog, den Kopf beugte. Josef antwortete zaghaft: „Ich glaube schon, Mut# ter. Aber ich muß ehrlich zugeben — es könnte sein, daß ich es verlernt habe —"

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