Leopold Werndl und sein Sohn

tief im Herzen. Eine unglückliche Frau stand da vor ihr, eine Mutter, die Gattin jenes Mannes, dem sie bis zum Ende des Lebens folgen mußte. Nie war das Wort Liebe zwischen ihnen gefallen. Das \^ort Liebe schien zu klein für das Schicksal, das sie erlebten. Josef \^erndl konnte nie ein Geliebter, Emma nie eine Geliebte im häßlichen Sinne des Wortes sein. Beide aber würden ohne den Segen der Kirche über den Tod hinaus zusammengehören. Emma Moser wußte: Er steht zu mir. Einer ist für den Anderen auf der Welt. Sein Wort ist mein Wort, sein Dank mein Dank. Das Mädchen mußte Josef W^erndl zur Seite gehen, für ihn bereit sein. So lange sie lebte, würde sie über sein Erbe wachen, seine Arbeit hochhalten, ihm helfen, immer helfen, darüber hinaus sein Herz mit vielen schönen Stum den ausfüllen. Das Mädchen war eine von Gott gewollte Frau, demütig und dienend. Emma Moser hielt die Augen offen. Der Gigant, der Menschenfreund Josef Wemdl, er verbrannte lichterloh. Eine Maschine, die immer nur Kraft gibt, wird eines Tages zum alten Eisen geworfen. Emma Moser und Josef Werndl wußten, ihre Freundschaft hatte nichts mit Niedrigkeit zu tun. Josef Werndl verkörperte das Alter, Emma Moser die Jugend. Wie klein schien die Bitte einer Frau um ihren jMann, die beleidigt, nur ihr Recht suchte. Gewiß, vor vielen Jahren folgte ein Mädchen den wer« benden Worten ihres Geliebten, wurde seine Frau, die Mutter seiner Kinder. Josef Werndl hatte vielen Mädchen von Liebe gesprochen, doch die Karoline Haindl geheira« tet. Er wurde ein sorgender, treuer Ehemann, darüber hin« aus ein Genie. Er tat alles, weil er es von innen her tun mußte. So stand es, als er Emma Moser traf. Zu Lebzeiten glaubten die Menchen, ihr Schicksal selber bestimmen zu können. Doch es ist anders. Es wird vorherbestimmt. Böse der, der bei seinen Mitmenschen stets den Angelhaken

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