Zimmer, das auf Männerfang ausging. Es gab viel Gezeter, viele Tränen. Über alles, was um ihn her vorging, fand Josef keine Worte der Entgegnung. Der Bader aus Klaus war sehr gealtert. Eines Tages kam er zu Josef Werndl: „Weißt", so begann er, „was die Leut' reden, kümmert mi' net. 1' bang' nur um die Emma. Sie ist halt noch recht jung! Eigentlich könnt sie sich nach einem Ehestand umschauen. Glaub' nur net, daß i' dich damit mein'! Du bist verheiratet und du bleibst verheiratet. Eine Ehe ist eine Ehe. Mit einem G'schiedenen, ob du an den Herrgott glaubst oder net, ist a' schiache G'schicht. Was die Emma braucht zum -Leben, wann i' nimmer auf Erden bin, lass' i' ihr z'ruck. Es is net viel, aber für an Weibsbild alleinig reicht's. Das ist's net, was mi' so druckt. Ein Weibsbild ist ja net darum auf der Welt, daß 's immer Süßholz raspelt, sie ist ja Gottes Reich und soll Früchte tragen, Kinder soll's kriegen, eine Familie gründen. Du mußt's schon wissen und die Emma muß a' wissen, was werden wird. Wie g'sagt, was d' Leut' reden, ist uns net wichtig. A' Bitt' hätt' i'. Mach" mir mei' Dirnderl net un« glücklich! Die Emma ist nämlich, jetzt lach' aber net, sie ist nämlich a' Gottheit!" Zwei Männer mit starken Herzen standen sich gegen# über. Emma versprach ihrem Vater mit einfachen Worten; „Gell, Vater, du vertraust mir. F werd' dir bestimmt keine Schand' machen. Was mir bestimmt ist, das muß i' tragen, so lange tragen, bis es nimmer geht!" Josef Werndl konnte keinem raten, nicht der Emma, nicht dem Vater. Er nahm die Geliebte als das große Geschenk Gottes, als Dank für alles, was er selber den Menschen Gutes getan. Bis nach Wien zum Kaiser Franz Josef hinter die dicken Schloßmauern, geschützt von Leibgardisten, drang die Kunde, daß Josef Werndl, der ungekrönte König der
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