werden. In kleinen Schlucken trank Nina endlich wider.» wilhg. Nach Stunden, der Mond stand als gelbe Scheibe am Himmel, rief sie laut in die Nacht. Eisi waren Worte, die keiner der Helfenden verstand. Am sechsten Tage brüllte Bombo zum Fürchten. Der erste Hahn tat seinen Schrei. Die Sonne war noch nicht aufgegangen. Nina schnellte vom Lager hoch, ihre Augen lagen tief in schwarzen Höhlen, ihre W^angen hatten die Farbe weißer Totenkerzen. Ihre Lippen winselten: „Bombo, Bombo!" Das Tier lag ohne Atem, ohne Pulsschlag im Winkel. Tag um Tag verging, das Mädchen geisundete, wurde kräftiger, schöner. Eines Morgens, vier Tage von Josefs Taufe, die im Hause festlich begangen werden isiollte, Frau Josefa hielt mit sorgender Hand den iNeugeborenen an ihre pralle Brust, stand Nina im Türrahmen, das schwarze Haar einer Königskrone gleich um den Kopf gelegt, das gelbe Kleid gewaschen, geplättet, die Füße in wollenen roten Strümpfen und groben Ledersandalen, in der Hand hielt sie gebündelt ihr weniges Hab und Gut. Vor der stillenden Mutter beugte die Fremde ihr Knie. Die ersten Worte waren es, die Nina sprach. Keiner, nicht von der Obrigkeit, nicht von den Hauisleuten bei Werndl, nicht die schwarzgerußten Gesellen und Lehrlinge, die Nina wie ein Wunder bestaunten, hatten sie je sprechen hören. Schwer nur fand sie die wenigen Worte: ,,Muter, ver< gelt's Gott bis hinauf im Himmel —" Nina wiesi mit ihrer Hand auf den Säugling. „Wird sein ein König, junger Herr^, hat guten Stern —" Behutsam, damit die stillende Mutter sich nicht erschrecke, beugte sich die Zigeunerin zur Erde. Mit ihren schlanken Fingern hob sie den Saum des Kleides der Frau Josefa und drückte dankbar die Lippen darauf. „Madonna", hauchte das Mädchen. Hell glänzten die Augen der Fortgehenden. Einen Atemzug
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