Leopold Werndl und sein Sohn

Wunder nicht geschaut, nicht ihr Blühen gespürt? Er stand auf der Höhe des Lebens. Viele Men# sehen beneideten ihn um die sorgenfreien Jahre. Oh, sie waren alles andere als sorgenfrei. Werndls Grundsaz: Wie es in mir aussieht, kümmert nur mich, sonst niemanden", lebte er zu jeder Stunde vor. Es war nicht leicht durchzuhalten, als das Silberagio auf sechsundvierzig Prozent stieg, jedermann hundertpro« zentig Geld verdiente, alle Waren im Preise stiegen. Diese Art von Geschäften lag nicht in Werndls Bereich. Alles Silber# und Kupfergeld verschwand zu jener Zeit aus dem Handel. Unter der Bevölkerung brach Unruhe aus, die Arbeiter und Kaufleute verloren das Vertrauen zu den Gul# denzetteln, die die gesetzgebende Regierung zu Wien her# ausgab. Josef Wrndl genoß das Vertrauen seiner Umwelt, et gab kaufkräftiges Geld mit seiner Unterschrift aus. Sein Name stand auf den Ein#, Zwei#, Drei#, Vier# und Fünf# Guldenbillets. Die Kaufleute zu Steyr und die geschäftigen Bürger hielten sich an Werndls Zahlungskraft. Ihn stellten sie höher als die kaiserliche Regierung zu Wien. Manches „Werndl#Billet" landete in den Bankladen der Schank# wirte, Krämer, Schuster, Schmiede, Schneider, Fleischer oder Bäcker. Alles und jedes schien in Fluß geraten, wenig hatte Bestand. Es starben zu dieser Zeit viele, die Josef Werndl kannte, die ihn kannten. Kaufleute wurden Bankrotteure, Werndls Neider starben an der Gelbsucht, an Gallsucht. Er spürte oft, daß ihn seine Glieder nach einer durch# wachten Nacht schmerzten. Warum zechte er mit Freun# den in Gastwirtschaften? Warum litt es ihn nicht im eige# nen Hause? Man munkelte, er führe keine gute Ehe. Frau Karoline treibe ein böses Regiment. Das Wort Friede im Hause ist Goldes wert, bezog sich nicht auf Werndls

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