ter Bedeutung, wie es ihr schien, lagen auf dem zierlichen türkischen Tischchen, dem Geschenk eines Großvezirs an ihren Mann. Die rote Herzdame neben dem roten Herz« könig, die schwarze Pikdame deckte die rote Herzdame. Frau .Karolines Wangen waren eingefallen, ihre Stirne glühte vor Fieber, ihre Hände tasteten zitternd nach den Karten. „Soll ich nachgeben?" flüsterten ihre schmalen Lippen, soll ich einer Anderen Platz machen? Nein! Neinl" Ein Schrei — ein trotziger Schrei! Sollte sie aus dem Leben gehen? Sollte sie jedem, der es hören und wissen wollte, zuschreien: Seht, der Mann, den Ihr anbetet, den Ihr ver« ehrt, vor dem Ihr Euch grüßend verneigt, er hat mich in den Tod getrieben! — Neinl Nein! Nein! Frau Karoline würde so lange sie lebte, nicht vom Recht der Ehefrau weichen. Er war ihr Gatte vor dem Gesetz und vor Gott, die Ehe ein unlösbares Sakrament. Der Vater ihrer Kinder, er mußte dulden! Ebenso dulden, wie sie es tat, sie, die von Gott Geschlagene! In ihrem Kopf kreisten böse Ge« danken. Liebst du deinen Mann? fragte eine leise Stimme in ihr. Karoline vermochte sich keine Antwort zu geben, Sie wollte gerecht sein. Liebe hat alles zu überbrücken —• Liebe will nicht an sich reißen. Diese warme Stimme klang tief vom Herzensgrund auf. Dennoch gewann das Dunkle in ihr unheimliche Macht in der Forderung: Er gehört mir, nur mir allein — und ich lasse ihn keiner Anderen! Jegliche Nacht vergeht. Aber auch jegliche Glückselig« keit schwindet, wenn sie auf tönernen Füßen steht. Einzig die Sonne zieht in eherner Gesetzmäßigkeit täglich von neuem ihre Himmelsbahn. Es ist tröstlich, dies zu wissen. Niemand braucht darob zu verzagen. Neugeboren, um Jahre verjüngt, fühlte sich Josef Werndl. Er wanderte durch seinen Garten, pflückte eine Rosenblüte, freute sich ihres Duftes. Seine Augen betrach« teten die Blumen. Wie lange war es her, daß er solche
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