verkehrt gemacht haben könnte, ob er vielleicht ein WerndhKind oder ein WerndhEnkelkind bei einer Prü'= fung hatte durchfallen lassen. Kam nun das Familienober# haupt, um ihn zur Rechenschaft zu ziehen? „Was ver# schafft mir die Ehre?" fragte er deshalb zögernd. Mit sei# nem blauweiß#karierten Taschentuch wischte er vermeint# liehen Staub von dem einzigen Sessel des einfachen Zimmers, um die Verlegenheitspausen zu überbrücken. „Wollen der Herr nicht Platz nehmen?" „Meister Stifter", begann nun seinerseits Josef Werndl befangen, „ich verehre Sie, ich liebe Ihre Bücher. Schon in meiner Jugendzeit haben Sie mir mit Ihren Wor# ten unendlich viel Freude bereitet. Warum ich heute zu Ihnen komme? Ich kenne im Leben nur Sorgen, nur Kampf mit den Widerständen des Alltags — Ihren Büchern ver# danke ich Stunden der Rast und der Ausspannung, der völligen Loslösung von allem Schweren. Das wollte ich Ihnen heute sagen, nichts weiter." Bis spät in die sinkende Nacht tauschten der Mann der Tat und der Mann des Wortes den Gedankenreich# tum ihrer Herzen miteinander aus. Viele Tage blieb der Dichter Werndls Gast. Viele Jahre schon verkehrte Josef Werndl im gast# freien Hause des Dr. Kompaß. Er war immer gern ge# sehen, gehörte zur Familie. Die Hausfrau, eine geborene Gräfin Salis, glückliche Ehefrau, mit einem sonnigen La# chen, hatte Freude an ihren zwei großen Kindern, ihrem Gatten und Josef Werndl. An einem heißen Augustabend ratterte ein spätes Fuhrwerk über die holprige Landstraße. Die Frösche im nahen Teich quakten, heißer Wind strich durch die Er#
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