heit nachkommend, flache, guldenstückgroße Steine in die W^ellen werfend. Je öfter der Stein aus dem W^asser auf'«' tauchte, unterging und wieder auftauchte, umso besser der Wurf. Hustend machte Josef Werndl sich bemerkbar. Er griff in das Geschick der jungen Menschen ein. Die Mutter des Mädchens Bertha war Werndl nicht unbekannt, er hatte die Schneidermeistersfrau vor mehr als zwanzig Jah" ren herzhaft geküßt. „Lassen Sie nur, Bertha, ich werde mit Ihrer Mutter sprechen." Zum jungen Mann gewandt, fuhr er fort; ,,Sie wollen in die weite Welt? Melden Sie sich morgen bei mir in der Kanzlei." Werndl sprach mit Berthas Mutter und ließ einen Geldbetrag ungebeten auf dem Küchentisch liegen: „Für das zu erwartende Kind." Er würde sich die Freiheit neh«« men, für Bertha die Hochzeit auszurichten. In vierzehn Tagen sollte geheiratet werden. Für das zu erwartende Kind übernähme er die Patenschaft. Der Dichter des deutschen Böhmerlandes, der Sohn aus Oberplan, Adalbert Stifter kam eines Tages in seiner Eigenschaft als Schulrat nach Steyr. Josef Werndl suchte den Dichter in seinem kleinen Gasthof, vier Stock hoch unter dem Dach, auf. Die blaue Stunde dämmerte über der engen Mansarde, die Sonne war schon vom Himmel gefallen, die Nacht noch nicht mit ihrer Dunkelheit hereingebrochen. Werndl verkörperte den Gesang des Eisens, das Rauschen der Flüsse Enns und Steyr, Adalbert Stifter dagegen das Raunen des Wah des, das Flüstern der Baumwipfel. Der Dichter stand am niederen Fenster und blickte auf die weite Landschaft ihm zu Füßen. Als der Besucher seinen Namen nannte, wußte Stifter nicht, ob der Schulrat Stifter wieder einmal etwas 14 Kernmayr, Werndl 9/^
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