Leopold Werndl und sein Sohn

allen Grund, gut gelaunt zu sein. Drinnen im Wochenbett schlief seine Frau in die Gesundheit, in der Wiege sein Neugeborener in das 'Leben. Nina verstand die Sprache Leopold Wemdls nicht. Müde war ihr Körper, müde ihr Sinn, Ohnmacht überfiel sie. Einem Sack gleich sank die Zigeunerin zu Boden. Aus den tiefliegenden schwarzen Augen sickerten Tränen über die bleichen Wangen. Leo# pold Werndl, dem das Glück hold war, der immer ein gutes Herz und eine mildtätige Hand hatte, ließ der Un# glücklichen Essen und Trinken reichen, ihr ein Dach über dem Kopf geben, Decken für die Nacht bereithalten, Stroh als Lager aufschütten. Bombo, der Bär, als spürte er, daß gute Menschen sich um Nina mühten, ließ sich willig in den Holzverschlag führen, schlürfte zaghaft warme Milch, die im Napf ihm gereicht wurde, schnupperte am weißen Brot, schüttelte den Kopf, als wollte er künden: In diesem meinem Leben will ich nichts mehr essen, nichts mehr trinken! Jeremias, mein Herr, ist von mir gegangen! Wind und Kälte konnten Nina und Bombo nichts mehr anhaben. Die Türen und die Fenster waren isorgsam mit Moos ausgestopft. Bombo krümmte sich, einer Kugel gleich, zusammen. Nina lag offenen Auges und starrte in die Dämmerung, in die Finsternis, in die Nacht. Der Wundarzt und kaiserliche Rat Sebastian Purk# staller erschrak, als er des Mädchens fliegenden Puls prüfte. Kurzerhand ließ er aus Ninas Körper dunkles, heißes Blut in eine Tonschüssel fließen. Aus einundzwan# zig Kräutern und Wurzeln ließ er einen Trank brauen. Purkstaller selber gab zu, daß es ein fatst ungenießbares Gesöff sei. Er wußte aber; wer von diesem Tee trank, der würde wieder zu Kräften kommen. In kleinen Schlucken soUte Nina den kräftebringenden Tee zu sich nehmen. Ihre Zähne lagen wie im Starrkrampf fest übereinander. Mit einem glatten Holzstück mußten sie auseinandergedrängt

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