Kaum hatte Herr Handstanger mit der Aufnahme des Fundprotokolls begonnen, erklang Schellengeläute und Werndls Kutscher meldete sich mit dem Auftrag: Der Herr Werndl läßt vielmals ersuchen, heute noch seinen Waggon genau durchzusuchen, weil er dort seine goldene Uhr verloren haben muß. Der gute Mann war überrascht, als der Bahnhofsvorsteher ihm die Uhr aushändigte und berichtete, wie er sie gefunden. Glücklich, seinem Herrn so rasch die verlorene Kostbarkeit wiederbringen zu kön-« nen, fuhr der Kutscher ab. W^enige Tage später bekam Kling zwanzig Gulden Finderlohn ausbezahlt. W^erndl dankte dem ehrlichen Mann bei der nächsten Gelegenheit selbst und sagte ihm, die Uhr sei ihm besonders wertvoll, da sie ein Geschenk des Kaisers darstelle. „Gott sei Dank", meinte Wemdl, „gibt es noch ehrliche Leute." So lange Meister Kling lebte, erhielt er pünktlich zu Weihnachten ein Kuvert, enthaltend zwanzig Gulden und eine Visiten^ karte, auf der geschrieben stand: „Fälliges Neujahr von Werndl." Eines Tages kam Feldmarschall Erzherzog Albrecht nach Steyr. Werndl erwartete den hohen Herrn am Bahn« hof St. Peter—Seitenstetten der Westbahn. Er kutschierte selbst und legte die zweiundzwanzig Kilometer lange Strecke mit seinen jungen, feurigen Pferden in Unglaube lieh kurzer Zeit zurück. Der Erzherzog besichtigte in Steyr eingehend die Werksanlagen und erörterte gewissenhaft alle Maßregeln, die zu einer möglichst raschen Neube# waffnung der österreichischen Armee mit dem Werndh Gewehr führen sollten. Als der Erzherzog am nächsten Tag fragte, wer ihn zur Bahn bringen werde und Wemdl erklärte, er werde dies selbst besorgen, erwiderte der Feldherr kategorisch: ,,Nein, mit Ihnen fahre ich nimmer, das war ja lebensgefährlicher als in der Schlacht von Cu« stozal"
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