Leopold Werndl und sein Sohn

als morgendlichen Labetnmk reichten, und ihn aus der unangenehmen Lage befreiten. Wemdl erinnerte sich pünktlich eines redlichen Fin« ders, des Meisters Kling, der selbst ein „Wemdler", einer der ersten Lokomotivführer auf der Strecke Steyr—St. Vas lentin—Linz, bzw. Steyr—Klein—Reifling war. Knapp vor Weihnachten langte spät abends ein Telegramm beim Steyrer Bahnhofsvorstand Handstanger an, mit dem Wemdl seinen, aus zwei Wagen erster Klasse bestehen«= den Extrazug nach St. Valentin anforderte, da der Wiener Schnellzug keinen Anschluß nach Steyr mehr finde. Kling fuhr raschestens nach Valentin, um rechtzeitig bei An^^ kunft des Wiener Schnellzuges anwesend zu sein. Da kam Werndl bereits auf seinen Zug zu und fragte den Lokomotivführer: „Was habe ich heute für einen Führer?" „Kling" lautete die Antwort. „Sehr gut. Kling", sagte Wemdl. „Fahren Sie, was Sie können, mir kommt's auf die Minute an!" In siebzehn Minuten brachte Kling sei« nen Auftraggeber nach Steyr. Vor dem Bahnhofgebäude stand schon Wemdls Schlitten mit den zwei bekannten Rappen bereit, die sofort scharfen Trab vorlegten. Kling brachte noch seine „liesl" in Ordnung, nahm, da inzwi« sehen starkes Schneetreiben einsetzte, die Manometer« lateme mit und machte sich längs des Geleises auf den Heimweg. Da sah er, als er zu einem Wechsel kam, et« was Glänzendes im Schnee leuchten. Kling bückte sich, faßte das Ding und zog einen schweren Doppelmantel« Chronometer von gediegenem Gold aus dem tiefen Schnee. Den oberen Uhrdeckel zierte der kaiserliche Dop« peladler in EmaUle mit Brillanten eingefaßt. So rasch ihn die Beine trugen, lief Kling zurück und lieferte dem Bahn« hofsvorstand, det über die Tagesrechnung gebückt in sei« nem Büro saß, den kostbaren Fund ab.

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