Leopold Werndl und sein Sohn

suchung durch den biblischen Schlaf des Gerechten ent# gangen. Hotelier Gramer, für das Wohl seiner Gäste stets aufmerksamst besorgt, hatte diesem unüberwindlichen Ruhebedürfnis des Herrn Schönthan insofern Rechnung getragen, als er in dem „blauen Salon" wo die Dauer» Sitzungen abgehalten wurden, einen altehrwürdigen Leden» diwan aufstellte, auf dem Schönthan sein Schläfchen samt musikalischer Begleitung absolvierte. In einer linden Som» memacht, Werndl hatte am Nachmittag ein Telegramm seines Unterhändlers Kerschel aus Paris erhalten, daß die französische Regierung zehntausend Gewehre System Kropatschek in Auftrag gegeben, war die WerndhRunde im „blauen Salon" schon versammelt, um dieses denk« würdige Ereignis zu begießen. Mit Lllk und Gesang ver« flog die Zeit und — Schönthans schwache Stunde nahte. Scheinbar unbeachtet von den anderen schlich er sich zum Diwan, streckte seine müden Glieder aus und ergab sich dem holden Schlummer. Rrr . . . Rrrrl Das war für Werndl das Signal. Auf seinen Wink holte der von ihm eingeweihte Schlossermeister Degenfellner ein bereitge« steUtes festes Brett, unterschob es dem schlafenden Ritter und band ihn mit Stricken darauf fest. Plötzlich erscholl der Ruf: „Feurio, Feuriol" „Es brennt, es brennt!" Alles sprang auf, Stühle flogen. Tische wurden umgeworfen, Geschirr und Gläser zerschellten, Fensterscheiben klirrten. „Rette sich, wer kann —1 Es brennt, es brennt!" Schönthan schreckte auf. Hellwach wollte er auf, los, fort, sich ret« ten. Er irß, er zerrte, er wand und krümmte sich, bäumte sich — vergeblich! Er kam vom Div/an nicht los. Hände und Füße schmerzten, der Schädel brummte zum Zer» springen. Da — auf einmal — wurde ihm bewußt, daß man ihn angebunden, ihn genarrt hatte. In sein Wüten und Toben hinein mischte sich das dröhnende Lachen der Zecher, die ihm einen Becher herrlichen, kühlen Rheinwein

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