Leopold Werndl und sein Sohn

sammen, ließ einspannen, galoppierte nach Garsten und brachte mit seinen rußigen Gesellen die Verbrecher rasch zur Vernunft und zurück in ihre Zellen. Werndls Sorge umfaßte auch das Familienleben sei« ner Leute. Regelmäßig besuchte er die schönen Heimstät« ten, die er seinen Arbeitern geschaffen. So kam er in eine Wohnung, die blitzblank geputzt, jedoch so dürftig ein« gerichtet schien, daß Werndl seine Überraschung nicht verbergen konnte, wußte er doch, daß der Mann gut ver« diente. Die Frau wollte anfänglich nicht recht mit der Sprache heraus, Werndl ließ aber nicht locker. Mit trä« nenerstickter Stimme klagte die Frau ihr Leid; der Mann sei ein Säufer, der bei Kegel und Karten mit schlechten Weibern sein Geld in den Wirtshäusern durchbringe, während er die Familie darben ließ. Werndl nahm sich den Mann vor, redete ihm zu, erst gütlich, doch als die versprochene Besserung nicht anhielt, ließ Werndl dem Mann das Geld sperren und den Wochenlohn der Frau auszahlen. Von dieser Verfügung setzte Werndl den Un« verbesserlichen in Kenntnis und hielt ihm eine Strafpre« digt, die noch lange Zeit den ergötzlichen Gesprächsstoff aller Ehefrauen bildete. Von dieser Stunde an war der Mann geheilt. Werndl erkannte diese gründliche Wand« lung zum Besseren an und streckte der Familie das Geld zu einem Hauskauf vor. Josef Werndl, als Pferdekenner und Liebhaber eines flotten „Zeugls", lenkte gern selbst sein Gefährt. Das toU le Tempo war stadtbekannt. Sein Konkurrent im „Schnell« fahren" war Graf 'Lamberg, der sich rühmte, daß seine Pferde noch rascher liefen. Eines Tages schlug Werndl eine Wette vor. Ziel: Das Herrenhaus in Letten. Lamberg sollte den wesentlich besseren und bedeutend kürzeren Weg über das Bierhäusl Sierninghofen«Neuzeug benützen, während Werndl darauf bestand, auf der ungleich länge«

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