kinder blieb Mathilde die fürsorgliche Tante. Die Kleinen und Großen hielten sie unentwegt in Atem, Abends, wenn die Sonne hinter dem Steyr=Fluß niedersank, wenn die Störche über die Stadt gegen Süden flogen, saßen im ersten Stock im Wieserfeld Frau Josefa Werndl und ebenerdig die Köchin Mathilde. Beide starrten hinaus in Gottes Natur und ließen die Jahre zurückfliehen. Sie wuß« ten sich einig darin, daß es eine glückselige Zeit gewesen war. Die Nöte und Sorgen, die Cholera, die Schwielen an den Händen übersahen sie. Alles was die vergangene Zeit an Schwerem gebracht, schien vergessen. Ach, die gute, alte Zeitl Frau Josefa und ihre Köchin Mathilde durften mit^ erleben, daß aus dem Sorgenkind der berühmte Herr von Steyr wurde, daß dieser Josef, dem der Vater und die Verwandtschaft jeden Aufstieg, jede Bedeutung abge# sprochen, dem die Neider Prügel um Prügel in den Weg legten, Erfolg geschenkt wurde, großer Erfolg. Goldene Orden aus fremden ,Ländern schmückten seine Brust. Fast alle Bewohner von Steyr bezogen Brot und Lohn von ihm. Die Preußen ließen funfhunderttausend Gewehre in Steyr herstellen. Die Leute zogen tief den Hut vor Josef Werndl. Fortuna, die Göttin des Glücks, schüttete aus ihrem Füllhorn Macht, Ehre und Gold über ihn. Nur das Glück, das Josefs Eltern tragen durften, das eheliche Glück, versagte sich ihm. Und Josefs einziger Sohn, den er abgöttisch liebte, sagte sich vom Vatererbe los, wurde der Eisenstadt Steyr untreu. Josef mußte vieles bedenken, das Heute, das Morgen, das Übermorgen. Zehntausende lebten von seiner Hand, seinem Denken. Die Knappen im Erzberg, die Männer an den Hochöfen, die Fuhrleute, die Arbeiter in Steyr, di^ Handwerker aller Stände, sie warteten auf die Aufträge,
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