Leopold Werndl und sein Sohn

predigte allen und sich; „Wer sich im Leben etwas vor« nimmt, muß wollen. Wer sich selbst den Befehl gibt: ich will, der wird sein Ziel erreichen." In Josefs Erstgebore« nem schwang der utibeugsame Sinn des Vaters. Vor vie« len Jahren stand schon ein Werndl — Josef selbst — vor seinem Vater und forderte: „Ich will, ich wiU!" Konnten die Werndls nur fordern? Offizier wollte Pepi, der blasse Jüngling werden, dem Kaiser dienen, für das Vaterland, wenn es gefordert würde, Gut und Blut hergeben! Josef Werndl, der Herr von Steyr, ging vor vielen Jahren seinem Vater zum Trotz zu den Soldaten nach Wien. Nicht als Offizier — ein Gemeinerl Vater Leopold stand damals am Amboß, hatte keinen Fabriksdirektor, nicht tausende von Arbeitern. Heute stand der Sohn vor seinem Vater und forderte: „Ich will Offizier werden!" Der jüngste Wemdl würde nicht in seines Vaters Fuß« stapfen treten. Josef Werndl sah seinen Sohn nicht an, blickte hinaus auf die Felder, auf denen schwarze Krähen nisteten; schwarze Schatten blieben zurück, wenn sie flü« gelrauschend aufflogen. Was mochte dieses Zeichen be« deuten? Schwarze Vögel, schwarze Schatten? Sollte er ver« suchen, seinen Sohn zu überreden, ihm die Liebe zum Eisen einzuflößen, von Verantwortung und Treue zum Handwerk sprechen? Mutter Josefa hätte in solchen Fäl« len einen Spruch zur Hand: „Wo nichts ist, ist nichts und die 'Liebe zu einer Sach' kann man nicht mit einem Löffel „Offizier willst werden? Gleich Offizier?" Der Sohn stand vor seinem Vater, den er verehrte, den er liebte, vor dem großen Josef Wemdl, den die Arbeiter achteten. Frau Karoline hatte nicht recht gehandelt, wenn sie für ihre Tränen den Vater verantwortlich machte. Eifersüchtig war sie auf ihre Kinder, weil sie am Vater mehr hingen als an ihr. Wenn die Kinder nach dem Grund der Tränen

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