Leopold Werndl und sein Sohn

einmal sein oberster Vorgesetzter würde fragen. Schon im Volksmund hieß es: Wer viel fragt, geht weit irr. Nina riß ihre sternengleichen schwarzen Augen weit auf und Keß die Kupfermünzen zu Boden fallen. Kupfer glänzte nicht. Die Spitalschwestern, Schwestern vom heiligen Vinzenz und Paulus, in ihren großen), steif gestärkten Hauben, kamen dahergelaufen, wuschen den Toten mit lauwarmem Essigwasser, packten für Nina weißes, flau^ miges Brot, ein Stück Ziegenkäse, ein Stück hartes Rauch« fleisch in rauhes Sackleinen, wünschten ihr das ewige Licht, schlugen das Kreuz über die Davonziehenden. Schwester Oberin Bonifazia, der die Güte in den Augen stand, brachte für Bombo eine Scheibe Honig. Eine zier« liehe, kaum zwanzigjährige Novize gab dem Bären brau« nen Kandiszucker. Bombo schüttelte sich, daß die gute Novize erschreckt davonlief. Bombo, sonst ein Lecker« maul, verschmähte die Honigwabe, verschmähte den braungebrannten Zucker, fletschte die Zähne. Die junge Novize, das kleine Gottesküken, fiel in die Knie, ihr zit« terten die Füße. „Der Leibhaftige"stammelte sie erschrok« ken. Nina kümmerte sich um nichts, nicht um die Kloster« schwester«Novize, nicht um Kajetan Gföller, der ein gutes Werk glaubte getan zu haben und diese Handlung mit einem großen Schluck aus der Schnapsflasche abschloß. Nina trottete dahin, durch die engen Gassen, im Her« zen ihren toten Freund Jeremias, an der Kette Bombo. Wohin sollten ihre Füße, wohin Bombos Pfoten sich wenden? Leopold Wemdl stand vor seinem Haus und blinzelte in die Sonne. Sind Fastnachtsleute unterwegs? kam es ihm in den Sinn. Nina, den Bären an der Kette, kam ins Wie« serfeld. „Wohin des Weges?" fragte der Meister. Er hatte

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