Leopold Werndl und sein Sohn

Getier in 'Wald und Flur ohne Angst und ohne Scheu. „Bist glücklich. Liebste?" Josef zog seine Frau nahe an sich heran. „Lintscherl, weißt, wir fangen von neuem wie« der an. Wie ein richtiges Liebespaar! Willst?" Ein blau« ender Sonnentag, Josef und Karoline glichen Jungver« mahlten. Sonnentage aber vergehen rasch, wenn sie nur von der Sonne, nicht vom Herzen her ihre W^ärme empfangen. Frau Karolines Eifersucht, ihre krankhafte Streitsucht, überwogen die Liebe. Die Interesselosigkeit am Schaffen ihres Gatten war kaum zu überbieten, die Kopfhängerei an der Tagesordnung, das Mehr « sein « wollen zu maß« gebend. So kam es, daß Josef Werndl nur noch die Stim« den der Mahlzeiten und des Schlafes in seinem Hause ver« brachte. Oft kamen die Kinder in Vaters Kontor, ihre Wünsche zu überbringen. Ohne Arg erzählte Pepi, der ältere, Mama sei unglücklich. Des Vaters Stimme wurde glashart: „Mama? Ich hatte eine Mutter! Ihr habt auch eine Mutter! Merk' dir, Pepi, unglücklich ist nur der« jenige, der unglücklich sein will!" Josef Werndls Erstgeborener stand gesenkten Haup« tes im Kontor seines Vaters. Das Getriebe auf dem Fa« brikshof, die eiserne Musik der Werkstätten, das Kom« men und Gehen der Arbeiter, die Fuhrwerke voll Eisen« und Fertigwaren, das alles berührte den schmächtigen, gut aussehenden blassen Jüngling nicht. Pepi hatte nicht das Verlangen, wie die Vorväter, dem Eisen ein treuer Diener zu sein. Zart waren seine Hände, gut geformt sein Körper und sein Gesicht, mandelförmig geschnitten die Augen, schmal die Lippen, nicht zum Bitten, nur zum Befehlen bestimmt. Klar klang des Sohnes Stimme: „Vater, ich will Offizier werden!" Josef Wemdl spürte die Kälte in der Stimme. Die zwei Worte „ich will" ließen ihn aufhorchen. Er selbst

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