Leopold Werndl und sein Sohn

des jedoch war ein schlechter Mensch. Er schlug den Hund jeden Tag, wo er ihn traf, mit dem Knüppel, er» zählte allen, die es hören wollten, der Hund sei ein böses Vieh. Ein langes Jahr ließ das Tier sich schlagen, bis es eines Tages seinen Herrn aufheulend in die Wade biß. Es gab ein Gezeter und Geschimpfe — der Hund sei eine Bestiel" Frau Karoline verstand die Auslegung dieser Ge» schichte nicht. war der Hund doch ein böses Vieh?" Kopf» schüttelnd verneinte der Gatte. „Nein, der Hund wurde ein böses Vieh." Frau Karoline drückte den Kopf an die Brust ihres Mannes. „Warum erzählst du mir solche Ge« schichten? Wir haben doch keinen bösen Hundl" Liebe» voll und nachsichtig nahm Josef die Hand seiner Frau. Ehrliches Bestreben, sie von vielen Fehlern zu befreien, damit die Ehe wieder eine glückliche würde, lag in seiner Stimme; „Du bildest dir auch immer ein, ich sei dir un» treu, ich würde dich mit einer anderen Frau betrügen. Du wirst so lange reden, bis ich dich wirklich betrüge. Dann mußt du dir selbst die Schuld geben." Frau Karoline weinte, schwor bei allen Heiligen, nicht mehr eifersüchtig zu sein, eine gute, verständige Frau zu werden, mit ihm alle seine schweren imd frohen Wege zu gehen, ihm ein guter Kamerad zu bleibenl Josef Werndl freute sich über die Worte. Ein blühen» der Tag: Eheliches Glück, Erfolg im Geschäft, Sonne am Himmel. Einem Liebhaber gleich flüsterte Josef seiner Frau ins Ohr; „Jetzt zieh dich schnell an, aber feste Schuhe, wir wollen auf die Berge steigen." Ein herrliches Beginnen. Die Landschaft in Gold gebadet, die Nadel« Wälder voll starken Duftes, die Laubbäume in majestäti» scher Pracht, die Blumen, der Menschheit zu Ehren, im schönsten Staat, die Vögel zum Jubilieren gestimmt, das

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