Leopold Werndl und sein Sohn

Sekretär. Biazzi begleitete später seinen Chef auf vielen Auslandsreisen. Werndls größte Freude blieben die Kinder. Beim „Steyrer Markt" oder beim „Tauben«Kirta" im Aichet lunringte ihn stets eine Kinderschar, deren er sich nicht erwehren konnte, besser gesagt, nicht erwehren wollte. Ihr gegenüber kannte seine Herzensgüte und sein Humor keine Grenzen. Kinder konnten mit ihm machen, was sie wollten. Größtes Vergnügen bereitete Werndl das „Batzenfangen". Stets hatte er die Hosentaschen mit „Sechserin" gefüllt, die er unter die Kinderschar warf und sich der Balgerei der Buben erfreute. Wurde dabei eine Hose zerrissen, ein Hemd zerfetzt, gab's ein „silbern nes Pflaster", um den Schaden wieder gut zu machen. Noch toller wurde der Spaß, wenn der Herr Wemdl statt der Batzen oder der Äpfel große Reindl mit Gulasch von .Anzengruber" oder von einem anderen seiner Stamm«= gasthäuser aufstellen ließ. Mancher Bub landete mit dem „verkehrten Gesicht" im Reindl, was die anderen Buben nicht hinderte, den herrlichen Saft von dessen Kehrseite zu lecken. Josef Werndl stand dabei und lachte aus voh 1er Brust mit seinem tönenden Baß. So lernte er die Bub= ben von Steyr genau kennen. Die besten unter ihnen wählte er aus und stellte sie als (Lehrlinge ein. Manch einer von ihnen machte seinen Weg. Mit den ehrlichen Freunden zechte Werndl oft bis in die späte Nacht. Er bevorzugte die einfachen Gasthäuser in Steyrdorf, besonders das Gasthaus Mayrhofer beim „Roten Brunnen", wo Kirchengasse, Gleinkergasse und Sierningexstraße einmünden. Es war schon Mitternacht vorüber, Wirt und Wirtin bereits schlafen gegangen.' Die Gäste schöpften das Bier aus einem Holzschaff, in das es der Wirt abgelassen hatte. Da brachte Werndls Schwa» ger, der Kaufmann Gschaider, eben von einer Geschäfts#

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