Leopold Werndl und sein Sohn

Schar wie junge Hunde an eine Schnur und führte sie aus. Die Kinder wuchsen heran. Der Mohr wurde ihnen im Laufe der Jahre ein, lieber Spielkamerad. Als die jun= gen Mädchen aber durchaus begehrten, der Neger solle im Kinderzimmer schlafen, hielt Werndl es an der Zeit, dem Mohren die Freiheit zu schenken. Reich beladen zog er nach Amerika zurück. Allen seinen Mitarbeitern, ohne Unterschied des Ranges, blieb Josef Wemdl nicht nur der gleich gestrenge Herr, sondern auch der gleiche Förderer jeder ehrlichen Arbeit, der väterliche Freund und Helfer in Sorge und Not. Wo es Tränen zu trocknen, Sorge zu lindern galt, sprang er ein. „Geh'n ma halt zum Wernidl", hieß es bei den Leuten, wenn niemand helfen konnte und wollte. Niemals riefen die „Werndler" vergebens die Herzens^ güte ihres Oberhauptes an, wenn sie ihm auf seinen täg» liehen Kontrollgängen ihr Herz ausschütteten. Der Chef tauchte dort auf, wo er am wenigsten vermutet wurde. Mit nachtwandlerischer Sicherheit lenkte er seinen Schritt dahin, wo etwas nicht stimmte. Er sah alles — nichts ent^ ging seinem scharfen Blick. Wehe dem, der versuchte, einen Schaden zu vertuschen. Josef Werndl entdeckte unter seinen vielen Arbeitern unfehlbar die Tüchtigen. Eines Tages kontrollierte er das Versandmagazin, wo ihm eine Anzahl Kisten auffielen, mit besonderer Sorgfalt beschriftet. Josef Werndl hielt auf Sauberkeit. Er erkundigte sich nach dem Schreiber. „Das ist der neue Hausknecht", gab ihm der Magazineur Bescheid. „Er ist aber grad' net da, weil er Schäft' weg« führt." Der schönschreibende Hausknecht wurde in Wemdls Büro bestellt, auf seine Fähigkeiten hin geprüft. Der junge Hausknecht bestand die Prüfung, wurde Ob« jektschreiber, dann Abteilungsleiter und, da er auch Spra« chentalent besaß, das Werndl ausbilden ließ, sein erster

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