Arbeiter, die den Chef ob seiner umfassenden Fachkennt# nis, seiner Fürsorge und seines geraden Wesens vergöt# terten, sich an ihn persönlich wandten, wenn es sich darum handelte, einen strittigen Akkord zu bereinigen. Wenn Josef Werndl seinen täglichen Rundgang durch die Hai# len machte, beobachtete er die Leute bei der Arbeit, zog seinen Rock aus, krempelte die Hemdsärmel hoch, spannte das Arbeitsstück ein und überprüfte die vorge# schriebene Arbeitszeit. Sah er, daß sie nicht stimmte, gab er offen zu: ,JLeutln, Euer Akkord stimmt nicht. Ich werd' die Sach' in Ordnung bringen, daß Ihr zufrieden seid!" Josef Wemdl brachte einen kohlrabenschwarzen Neger aus Amerika mit. Die Bürger von Steyr hatten wie# der Stoff zum Klatsch. Josef Werndl sei unter die Skla« venhändler gegangen, raunten sie, der Neger sei das Ver# kaufsmuster. Hunderttausend Mohren habe Werndl in Hamburg und Triest in großen Lagerhäusern gleich Sar# dinen aufbewahrt. Als der dunkelhaarige, riesengroße Ne# ger zum ersten Male lachte, sein Gebiß zeigte, im Hoch# Sommer Winterkleidung trug, weil ihm die Luft in Steyr zu kalt war, einigte man sich, Werndl sei vom Satan ver# hext und habe sich einen leibhaftigen Teufel zugelegt. Josef freute sich von Herzen über die Dummheit seiner Mitmenschen. Der Mohr wurde als Kindermädchen im Hause Werndl eingestellt. „Ha,bt's schon ! g'sehn, dem Herrn Werndl sein' Mohrl?" Die Steyrer rannten aus den Häusern, als das neue Kindermädchen mit Mimi, Linerl und Annerl in Wieserfeld spazieren ging. Da die Werndl#Dimdln eben# solche Unbande schienen, wie ihr Herr Vater in seinen Lausbubenjahren, hatte der Neger alle Mühe, die Mäd# chen beisammen zu halten. In seiner Verzweiflung wußte der Schwarze sich nicht anders zu helfen, er band die
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