Leopold Werndl und sein Sohn

ginierzigarre ziehend, Akten mit Randbemerkungen ver# sehend. Er glaubte, sein vielsprachiges reiches Land zu regieren, glaubte, die Fäden der AußenpoHtik in seinen Händen zu halten. Das Haus Habsburg, einst das stoL zeste regierende Haus, herrschte über Länder, in denen die Sonne nie unterging, war bis vor Jahren in der Lage gewesen, die Außenpolitik der Monarchie durch seine Prinzessinnen lenken zu lassen. Könige und Fürsten aller Höfe waren mit dem Kaiser von Österreich verwandt. Der Papst in Rom hielt seine schützende Hand über die Habsburger. Franz Josef der Erste betrieb Hauspolitik. Deutsch bleiben unter den Tschechen, Polen, Ruthenen, Ungarn, Kroaten, Slowenen schien nicht leicht. Trotzdem regierten die Deutschen als Herren, an der Spitze der Kaisä ser. Pflichtbewußtsein tmd Soldatentum zeichneten ihn aus. Pflicht und Arbeit erfüllten ihn. Des Kaisers persön« lieber Adjutant, die Hofbeamten, die Minister aller Resf sorts, die Generale wurden ab fünf Uhr früh zu Berichte erstattungen befohlen. Lautlos huschten über die dicken Teppiche die Diener, die Kammerherren, die Offiziere, die Leibgardisten. Der Flügeladjutant des Kaisers, ein eleganter Graf klingenden Namens, ließ den zur Audienz befohlenen Freiherrn von Bruck diurch die hohe Flügeltür in das kaiseiv! liehe Arbeitszimmer eintreten. In der Uniform eines öster# reichischen Ministers hielt er den goldgesäumten ZweL spitz in der Hand, verbeugte sich an der Tür, die sich hinter ihm schloß. An einem kleinen Schreibtisch, rot« braun, mit vergoldetem Zierrat versehen, vollbepackt mit Akten, saß der Monarch vieler Millionen Menschen, die Augen auf ein ScKriftstück gerichtet. Freiherr von Bruck stand vor seinem obersten Herrn. Dessen Blick verriet weder Gnade noch Ungnade. Ein

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