Leopold Werndl und sein Sohn

den Mund: „Sie ausg'schamte Heustangen, ausschauen tut's wie a' Zwetschkenkrampus. Sie Vogelscheuchen, Sie — schamen's Ihna, oder glauben S', weil Sie in der Ma« rianischen Kongregation Vorbeterin sind, dürfen S' auf verheiratete Männer losgehen? Sie Ehebrecherin Sie, wenn S' net gleich verschwinden, werde ich noch belei« digend, Sie Spinatwachtell" Fräulein Scholastika versuchte, zu Wort zu kommen: „Sie ordinäre Person Siel Sie —" Josef Werndl konnte sich nicht zurückhalten. Laut lachte er, fast schreien mußte er vor Lachen, so sehr belustigte ihn dieser Auf« tritt. Als Scholastika sah, der Mann, dem sie Seelentröste« rin sein wollte, kam ihr nicht zu Hilfe, drohte sie mit ge« ballter Faust: „Sie wollen ein Mannsbild sein? Ein Waschlappen sind S'l Ein Weiberknecht! Belästigen Sie mich nicht!" Josef stellte seinen Sprößling auf die Erde, gab ihm ein kleines Zweiglein Palmkätzchen in die Hand, dann wandte er sich an Fräulein Scholastika: „Wenn S' jetzt aber net schnell Füß' machen, müßt ich nachhelfen. Lau« fen S' rasch in die Kirchen und beichten S', sagen S' dem Herrn Pfarrer, was für a' Bißgurn Sie sind. Jcteef und Karoline standen Hand in Hand und lach« ten der davonstürzenden Scholastika nach. Frauen, Män« ner mit ihren Kindern, die festlich gekleidet zur Kirche gingen, hörten diesen Vorfall mit an. Schadenfroh lach« ten auch sie über Scholastika, die, ihre Bücke auf den Boden geheftet, wie ein, böfses Gewitter davoneilte. Ka« roline tat dieser Vorfall wohl. Ihre Wangen (bekamen Farbe, ihre Augen funkelten, die Grübchen im Kinn ver« tieften sich. Josef nahm seine Frau um die Mitte, hob sie nahe zu sich herauf und küßte sie herzhaft auf den Mund. „Siehst, Lintscherl, so hab ich dich gern. Lustig, fröhlich! Schaust gleich ganz anders aus! Viel schöner bist! Alles

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2