Ein Land ohne Berge breitete sich vor Ninas Augen aus. Viele Pferde, weiße, braune, schwarze, Falben und Schecken stehen, grasen auf unendlich weiten Wiesen, zie» hen, wenn die Sonne sich vom Tag trennt, den Wassern zu, Stuten wälzen sich am Boden, werfen ihr Fohlen, Pferdehirten in weißen, breiten Hosen, vielfarbig bestick« ten Westen, schwarzen Hüten, reiten auf edlen, ungesatteh ten Tieren, der großen Herde folgend, vom Osten nach Westen, Zottige Hunde, Wollknäueln gleichend, kläffen freudig hinter den Pferden her. Aus tiefgegrabenen Brun« nen wird mit hölzernen Eimern Wasser gehoben. In kleinen Hütten hausen die Hirten, kochen in kupfernen Kesseln scharfgewürzte Speisen, drehen auf eisernen Spießen über glühenden Holzkohlen gehäutete Lämmer, Der jüngste dieser Hirten bestreicht das zum Braten bestimmte Lamm« fleisch immerfort mit frischer Butter, Unzählige Ochsen, Stiere, Kühe, Kälber, schlank gewachsen, mit schmalen Fesseln über den Hufen, mit langen, breit ausholenden Hörnern, stehen still in der abendlichen Dämmerung, Die Sonne flieht, läßt sich durch nichts aufhalten, Störche und Reiher fliegen den Wassern zu, Ungarn heißt dieses Land, Dort weilten Nina, Jeremiajs und Bombo, der Bär. Zigeuner trafen sich aus allen Ländern, um einen König zu beerdigen, den sie selbst gewählt hatten, „Kral nann« ten sie ihn, Kral den XVI. Tausend Zigeuner und mehr, entblößten Hauptes, die schwarzen Haare in Fett getaucht, daß sie in der Sonne glänzten, die Fiedel unter dem Hals, den Bogen darüber streichend, spielten ihrem toten Zi« geunerkönig Lustiges und Trauriges. Das Zigeunerwelsch klang laut und leise, klagend und freudig. Ein König der Zigeuner wurde zu Grabe getra« geh. Viele Zigeuner, aus allen Ländern, wo sie ruhelos wanderten, hatten sich aufgemacht, dem toten König das letzte Geleit zu geben. Alles Gold, das die Zigeuner Hun«
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