Leopold Werndl und sein Sohn

kannst selber essen. Sei schön ruhig jetzt, ich will schla* fen. Die Augen fallen mir zu." Marie Barometlerin wachte nie mehr auf. An einem Sonntag saß Josef, seinen Sohn auf dem Schoß, vor dem Haus, horchte auf das Rauschen des Fluslses, bUnzelte in die Sonne und freute sich der ersten Krokusse, die neugierig ihre Köpfchen aus der Erde drängten. Die Weidenkätzchen leuchteten silbern am Fluß, ein Kuckuck meldete sich schon: „Kuckuck! Kuckuck!" Schwach klang der Ruf, doch der Frühling nahte. Eine schöne Zeit würde aufblauen, Sonne bald über die 'Lande kommen. Ein heißer Sommer versprach es zu werden. Über die schneeschmelzenden Wiesen glänzten unzäh« lige Wassertropfen. Klare Bächlein sickerten, sich den Lauf suchend, durch die schwarzbraune Erde talwärts. Viele Knospen an den Bäumen, prall gefüllt, grünten, harrten auf einen warmen Regen, einen heißen Sonnen* strahl, um aufzuspringen, ihre Pracht in weiß und rosa zu zeigen. Josef wartete auf seine Frau. Karoline hatte viele An» Ordnungen zu treffen. Die Kinder, die Küche, der Haus* halt benötigten sie an allen Ecken und Enden. Frau Ka* roline wußte, draußen vor dem Haus saß ihr Mann voller Ungedidd. Josef verstand nichts vom Kleinkram des All» tags. Bei Karoline kündigte sich wieder ein Kind an. Die Lippen waren schmal geworden, der Nasenrücken kantig. Sie bangte vor dem Augenblick, da Josef sie nicht mehr küssen könnte. Junge Frauen, Mädchen im Sonntagsstaat gingen an der Kettenhuberschleife vorbei, schielten verstohlen zu Josef Wemdl hinüber. Ledige Frauen sind gern boshaft. Fräulein Scholastika Sensenbrecher, die seit ihrem acht* zehnten Lebensjahr vergebens nach einem Manne fahn*

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