Leopold Werndl und sein Sohn

was g'hört davon, daß z' Haus die Leut' sterben? Du lachst, weil du jung bist. Wenn man aber die Achtziger auf dem Buckel hat, da weiß man, daß z' Haus ein Bett steht und daß im Bett das Sterben am Schönsten ist." Josef versuchte, die gute Barometlerin aufzuheitern. Er kam aber nicht zu Worte. „Sei ganz still", sagte die Alte, „ich red' nur so, wie i's woaß. Herkommen bin ich, weil ich dich vor'm Sterben hab' sehen wollen. Ich sags ehr# lieh, wie's ist: Du g'fällst mir — bleib' so. Sollst alles Glück, was du brauchst, haben. So, jetzt trink' ich noch a' Glaserl von dem Kaiserbirnlikör und dann geh ich, damit mich der Sensenmann net auf der Straßen erwischt, hi, hi, hi, hil War' noch schöner, wenn mich der Herrgott oder der Teufel, man weiß ja nie, wo die arme Seel' hin« kommt, fragen tat: „Na, Barometlerin, wo bist denn g'storben? Und ich müßt' sagen, auf der Straßen, Herr Herrgott oder Herr Teufel. Hab ich recht, Josef? Also grüß' dich halt recht schönl Bei deinen Kindern soll der Schutzengel sein. Utid du, bleib so, wie du bist, deine Augen sind gut und dem Herz ist gnt." Josef hielt lange die Hände der Barometlerin in den seinen. Die kleine Hand der zittrigen alten Frau hatte ihn auf die Welt geholt. Kein Wort konnte er sprechen, so benommen war er, Madame Barometlerin trippelte mit kleinen, eiligen Schritten über den Hof der Kettenhuber« schleife. Die Geburtshelferin behielt mit ihren Worten recht. Noch am gleichen Tage, um drei Uhr nachmittags, als die Nachbarin frisch gekochten Kaffee und in Fett her« ausgebackene Spritzstrauben brachte, legte sie sich ins Bett. Ihr Geist war nicht getrübt, sie gab klare Anwei« sungen: „Alles was nach meinem Tod zu tun ist, steht im Testament aufgeschrieben. Im Nachtkastl liegt das geschriebene Zeug. Den Kaffee und die Spritzstrauben

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2