Leopold Werndl und sein Sohn

roline mußte sich ordentlich recken, wollte sie ihrem Mann einen Kuß geben, sich auf die Zehenspitzen strecken. Josef war vierundzwanzig, Karoline achtundf zwanzig Jahre alt, der Säugling kaum zur Welt ge=» kommen. Die mächtige Stanzmaschine polterte und rumpelte vom Wasserrad getrieben, durch die Kettenhuberschleife. Mutter Josefa sah mit mildem, doch prüfendem Blick, wie sich die Ehe ihres Zweitgeborenen anließ. Sie spürte, daß der Sohn mit seinen Gedanken, mit seinen Worten mehr in der ^^erkstatt als in der W^ohnung weilte. Josefs Arbeit krönte der Erfolg. Seine Maschine diente ihm, seine Leistungen waren in Steyr bekannt. Er brachte es fertig, trotz der schlechten Zeiten Aufträge in die Kettenhuberschleife zu bringen. Neid flog durch seine Fenster, Mißgunst durch die Türritzen. Josef trug eine eigene Sonne, sein aufrechtes Herz, seinen freien, gesunden Verstand mit sich. Offenen Blik«^ kes beschämte er die Neider, die Feinde. Jeder Tag sprang für Josef Werndl neu an, jeder Tag glich einem besonderen Start. Die Leute in Steyr sprachen von Josef als von dem „jungen Herrn". Er führte einen erfreulichen Briefwechsel mit Professor Redtenbacher. Der praktische Mann im Eisen schrieb seine Beobachtungen dem Wis« senschaftler. Die Meister der anderen Werkstätten, die Neider, die Konkurrenten spuckten verächtlich zur Seite, lachten, schlössen Wetten ab, zu welchem Tage, zu welcher Stunde der größenwahnsinnige Josef Werndl mit seiner Kettenhuberschleife auf Gant käme, seine Arbeiter nicht mehr bezahlen könne und der WehrgrabemKommuiie Schande machen würde. Josef Werndl vmßte, es hielt schwer, Geschäfte zu tä#

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