Josef trat Hand in Hand mit der Mutter, trotz Ver^ bot der Ärzte, ans Sterbebett. Des Vaters Lippen öffne# ten sich; zaghaft und leise klangen die Worte: „Ich dank' dir schön — du warst mir die beste Frau. Ich sterb' net schwer, weil ich weiß, wo du bist, ist schon alles richtig. Eines tu mir zuliebe, kränk dich net um mich, sollst noch recht lang leben. Ich hab' jetzt Zeit. Ich kann warten auf dich! Und du, Josef, zeig', daß du ein echter Werndl bist. Verlaß dich nur auf das, was du selber tust. Und wenn'st glaubst, daß du im Recht bist, dann bau dir deine Ma# schinen. Schad', daß ich's nimmer erleben kann, wer von uns zweien recht hat. Trag mir's nicht nach, wenn'st glaubst, daß ich im Unrecht war. Jetzt mußt du an meine Stelle treten, für die Mutter und Geschwister sorgen. Wirst sehen, es ist nicht immer leicht — —" Vor Leo» polds Augen standen seine Frau, sein Sohn. Er hätte noch viel zu sagen gehabt, ihm war zumute, als griffen kalte Hände nach seinem Hals! Herz und Atem setzten aus, ein letztes Aufbäumen, ein letztes Stöhnen: „Vergiß net, daß du ein Wemdl bist!" Die Arzte, Frau Josefa und Josef hielten stumme Wacht. Der Todesengel hatte seinen Arm nach Leopold Werndl ausgestreckt. Die Zeit des großen, braven Mei# sters zu Steyr war abgelaufen. Laut krächzend stoben Krähen übers verschneite Wieserfeld gegen Osten. Schwarzer Ruß aus den Schlo# ten klebte an den gefrorenen Fensterscheiben. Die Kälte brach, auf der Enns barsten die Eisschollen. Josef Werndl versprach seiner Mutter und seinen Geschwistern, daß er Vaters Weg weitergehen wolle, alle Sorgen, alles Leid für Mutter und Geschwister tragen. Josef spürte die Leere, die im Hause Wieserfeld Nr. 44 mit dem letzten Atemzug des Vaters einzog. Ein Großer
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