Leopold Werndl und sein Sohn

"Wochenbettsüppchen: „Ein Stück vom vier "Wochen alten Kalb, klein geschabt, mit weißem Mehl gestäubt, eine weis# se Semmel hineingequetscht, das Klare vom Ei dazu, ein Stück gelber Butter hineingerührt, ein bißchen Muskat# nuß gerieben, kein Salz, zweimal aufkochen. Und net ver# gessen, Frau Meisterin: Aufgestanden wird erst nach einer "Woche." Frau Josefa lachte. Mit schwacher Stimme, nur für das Ohr des Wundarztes bestimmt, flüsterte sie; „Aber die viele Arbeit bleibt doch liegen." Sebastian Purk# staller brummte, streifte mit beiden Händen seinen Voll« bart. „Die Arbeit soll nur liegen bleiben. Ist noch keine Arbeit von allein davongelaufen. Wie ich gesagt hab', so bleibt's. Eine Woche liegen und warten, bis ich Ihnen das Aufstehen erlaube." Im Nebenzimmer schlief der oft kränkliche? zweijährige Bub, der Leopold. Wie ganz anders der Neugeborene: Kraftvoll der kleine Körper, hell das Auge. Müde, zufrieden mit der Welt, schloß die junge Mutter die Augen und schlummerte in die Glückseligkeit hinein. Der Himmel blitzte voller Sonne, die Schlote qualm# ten schwarzbraunen Rauch. Wildenten flogen mit lautem Flügelschlag über die Christkindler#Au. Hell klangen Eisenblöcke, die vom grobgehölzten Wagen abgeladen A\'urden. In der Eisenstadt Steyr war ein Sohn geboren worden. Der Sohn eines Arbeiters, eines Meisters. Nun nährten sich vier Menschen, die Werndls, vom Eisen, vom Stahl. In Steyr war gute Zeit eingekehrt. Viele Händler fuhren mit Fertigwaren aus der Stadt, viele Fuhrleute brachten grobes, ungeschlagenes, Eisen vom steirischen Erzberg. Geldstücke aus purem Gold geprägt, mit dem Bildnis des Kaisers, klimperten in eisengeschmiedeten Kas# setten. Männer, farbig gekleidet, aus Ungarn, Rumänien, ider Türkei, Rußland und dem fernen Asien, brachten

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