Leopold Werndl und sein Sohn

dem Innviertel, erzählte in vorgerückter Stunde in fröhli# eher Stimmung von einer Hochzeit bei ihm auf dem Lande: „Zuerst hält der Leutelader bei Freunden, Verwandten und Nachbarn seinen Spruch: "Wir tun halt schön bitten um ein' Hahn oder eine Henn'. Fast in jedem Haus be« kommt er einen Hahn oder eine Henne, möglichst von schwarzer Farbe. Die Tiere werden an den Füßen gebun# den, Stück für Stück an einen Stecken gereiht, über die Achsel geworfen imd von Haus zu Haus mitgeschleppt. Wichtig ist die Ausstattung, „Primis" genannt: Kommode mit Aufsatzkasten, Betten, Bettzeug, Rocken, Spinnrad und Haspel. Mit stattlichen Rossen ist der Wagen bcf spannt, darauf das Brautpaar in das Haus des Ehemannes geführt wird. Hinter dem Wagen trotten die Kühe und die Kalbin, die Hörner mit bunten Bändern geschmückt. Die Bauernburschen schießen ihre Büchsen los, knallen mit den Peitschen, blasen auf Trompeten. Oft werden Braut und Bräutigam auf dem Wege nach Hause gefan« gen genommen und erst nach Abgabe von Geschenken wieder frei gelassen. An jedem Wirtshaus wird haltges macht, Wein bestellt, geprostet, getrunken. Vor dem Hochzeitshaus endlich angelangt, klopft man daran, nie« mand meldet sich, bis man gesagt hat, man habe etwas mit« gebracht. Die sieben Sachen werden ins Haus geschafft, draufhin ein Mahl abgehalten. Bis tief in die Nacht dauert das Fest. Im Kranz, den die Braut auf dem Haupt und der Bräutigm auf dem Hut und um den Arm trägt, dürfen die Rosmarinzweige nicht fehlen. Rosmarin begleitet die Bauern von der Geburt bis zum Tode." Darauf hielt Leopold Werndl eine kurze Rede. Eine Ehe sei kein Kinderspiel, das ganze Leben keine Kleinig« keit, er erwarte von seinem Sohne und seiner Schwieger« tochter Nachkommen. Eines möchte er beiden Kindern

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