Leopold Werndl und sein Sohn

mädchen auftischen, was gut und teuer war. Drei Schin^ä ken, jeder sechs Kilo schwer, geräuchert, der Schwarten entledigt, in weißen Brotteig gewickelt und langsam aus« gebacken, zerflossen butterweich auf der Zunge. Auch die Rinidfleischliebhaber kamen auf ihre Kosten. Ein Ochse aus dem steirischen Ostland wurde geschlachtet. Die schönsten Rippen=< und Kruspelstücke ergaben die Suppe, das Mittelstück vom Schlögel, genannt die Rose, den Braten. Schmackhafte Saucen aus Kartoffeln, Zwies« beln, Petersilie, Sellerie, Sardellen und Semmelkren gehör# ten dazu. Sechzig Stück fünf Monate alte Hähnchen und Hühnchen mußten ihr 'Leben lassen. Halbiert, in Eier, Mehl und weiße Brotbrösel getaucht, in riesige tiefe Pfannen voll kochenden Fetts gelegt, wurden sie ausge# backen. Ein Kilo Petersilienkraut, in heißes Fett geworfen und ausgebacken, lag über den fertig gerichteten Hühnern als delikate Gamierung verstreut. Mathilde ließ sich vom Zuckerbäcker Komprall, der behauptete, er habe bei Kaiser und Königen Torten und Mehlspeisen gebacken, die geheimsten Rezepte geben. Körbe voll Eier, viele Liter süßen und sauren Rahms, kilo# weise feingestoßenen Zucker, große und kleine Wein# beeren, Korinthen, Mandeln, süße Pistazien, Zimt, Anis verwendete sie, viele Süßspeisen, kalt und warm, stellte sie her. Edelste Weine, Geschenke aller Länder, aus Frank# reich, Deutschland prangten in schlanken und bauchigen Flaschen auf dem Tisch. Vater Werndl ließ sich nicht lum# pen. Sein Zweitgeborener heiratete und die Leute sollten wissen, daß man mit Fleiß und Arbeit sich eine üppige Tafel leisten konnte. Die Verliebten fühlten nicht Hunger und Durst, sie hatten nur eine Frage: Wann sind wir allein? Ein Verwandter der Familie Haindl, ein Bauer aus

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