Leopold Werndl und sein Sohn

Leute, mir wäre es aber lieber, du hättest eine vom Lande geheiratet. Eisen und Erde, das paßt gut zusammen. Aber ich weiß, wo die Liebe hinfällt, da bleibt sie liegen und unser Werndl Dickschädel dazu. Heirat' halt in Gottes Namen. Ich habe dich heute zum W-erkführer ernannt, ich habe wohl gesehen, wie du die Zähne zusammengebis« sen hast. Du glaubst, ich habe dich kränken wollen. Es ist nicht so. Du bist zweiundzwanzig Jahre alt, bist ja eigentlich noch ein Bub, darfst nicht gleich von Anfang an mit dem Kopf in den Himmel wachsen. Die zehn Guh den in der Woche, die ich dir gebe, sind nicht viel und nicht wenig. Mußt halt ein bisserl haushalten, mußt zei« gen, daß du auch sparsam sein kannst. Wohnen tust un# ten bei der Steyr in Nr. 246. Ich werde dich bestimmt nicht in Not lassen, aber denke daran, jetzt hast du eine Familie, jetzt mußt du selbst Ziegel um Ziegel tragen, damit es einmal ein stattliches Haus gibt. Ich habe mich umgeschaut um die Kettenhuberschleife — vielleicht, daß ich sie dir später kaufe oder pachte, damit du selbstänt» dig werden kannst. So, das hab' ich dir sagen wollen. Vater und Sohn reichten sich stumm die Hände. Lange noch faltete der alte Werndl in seinem hochge« schütteten Bett die Hände zum Gebet und bat den Herrf gott; „Laß mich noch lange leben, denn der Bub wird mich noch brauchen." Niemand von der Familie Werndl hatte die fallende Sternschuppe gesehen, allen dreien aber, Vater, Mutter und Josef brannte ein Wunsch im Herzen: Wenn nur alles gut ginge. Josef konnte keinen Schlaf finden. Bis zum jungen Morgen stand er am offe# nen Fenster, wartete auf den ersten Sonnenstrahl, jauchzte seine Freude, seinen Willen zum Leben in den anbre< chenden Tag. In der Vorstadtpfarre Sankt Michael fand am zehn^

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2