Leopold Werndl und sein Sohn

die Sonne ihm die Brust braungebrannt. A.US dem Jüng^ ling war ein Mann geworden. „Lintscherll Du mein allerliebstes Lintscherl! Der Schrei drang aus tiefster Seele. Josef nahm seine Braut in die Arme, küßte Wangen, Haare, Stirn und Lippen, sich nicht um Vater und Mutter Haindl kümmernd. Frau Katharina konnte sich nicht verkneifen, ihren Gatten Am ton am Rockärmel zu zupfen und vorwurfsvoll auf die Liebenden zu weisen: „Schau's dir nur an, das ist die rich= tige Lieb', kannst was lernen dabei!" Anton Haindl zuckte die Schulter und setzte eine ablehnende Miene auf: „I bitt' dich, soll i alter Trottel wie ein junger Auerhahn das Balzen anfangen? Ich versteh dich net, Kathll" Daraufhin brach im Hause Haindl ein Streit los. Der Vater hatte vergessen, daß seine Frau die Abkürzung von Katharina nicht vertrug, am wenigsten, wenn er „Kathl" sagte. „Für dich bin ich immer noch die Katharina, ja, merk dir das!" Anton hatte gegen diesen kleinen Streit nichts einzuwenden, ihm paßte er sogar. Er hatte heute mit lieben Freunden eine Kegelpartie verabredet. Es ziemte sich aber nicht, an dem Tage, an dem sein Schwier gersohn zurückkam, aus dem Haus zu laufen. Doch wenn seine Kathl ihn sozusagen aus dem Hause hinaus^ ekelte, dann mußte er natürlich zu seinen Kegelbrüdern gehen. Nicht leise, sondern laut sprach Vater Haindl zu seiner Frau: ,,Damit du s weißt, i laß mich net immer von dir anschreien, net vorschreiben, wie i dich rufen soll. Wie wir g'heiratet hab'n, war's dir recht, wenn i dich Katherl g'rufen hab. Heute willst du jedem zeigen, daß du die Hosen anhast! Aber bei mir net! Herr im Hause bin i, und damit du's weißt, i tu alles, was i will, i geh sogar fort-jetzt, ob's dir recht ist oder net. Jeder andere Mensch hat ein Zuhause, kann tun und lassen, was er

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