Leopold Werndl und sein Sohn

Hof, in die Werkstatt. Die Gesellen und Lehrlinge hielten im Fleiß ein. Der Senkhammer blieb am hölzernen Galgen stecken. Keiner schlug das Eisen. „Kommt her", rief Vater Werndl seinen Gesellen und 'Lehrlingen zu, „schaut her, der da wird später Euer Meister sein!" — Einzeln kamen die Männer mit dem Zeichen der Arbeit auf den Händen und starrten in das kleine Gesicht des Wickelkindes. Der älteste Geselle nahm die vom Feuer rußgeschwärzte Mütze ab: „Glück auf!" Von den Lippen der anderen, von den Alten, Jungen und Jüngsten schallte es: „Glück auf!" Der Gruß der Knappen vom Erzberg klang durch die ruß« geschwärzte Werkstatt des Eisens. Meister Leopold ging zu seiner Esse, trat aufs Holzscheit zum Blasbalg — Wind fuhr in die feurigen Holzkohlen, rotgelbe Feuerzungen flat< terten hoch. Vater Werndl hob seinen Buben empor: „Das ist deine Welt — Feuer, Eisen und Stahl." Mochte es Täu^ schung oder Wahrheit sein, Meister Werndl schien es, als stünden die Auglein seines Neugeborenen weit offen, als spiegelten sich die Feuer lodernd darin. Madame Baromet« lerin, einer ängstlichen Gluckhenne gleich, rang die Hände: „Na, so was, mein Gott! Nur die Mannsbilder können so dumm sein. Alt wie die Kirchentürme, aber zu fürchten wie die Revolution!" Diesen Ausspruch gebrauchte die Alte bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit. Der kleine Josef wurde seiner Mutter übergeben. Meister Leopold ließ den Senkhammer wuchtiger als je auf einen glühenden Eisenblock fallen. — Der Wundarzt und kaiserliche Rat Sebastian Purk'f staller, Spezialist für Gallensteine, kurierte nur mit Natur* ölen und Heilkräutern. Er war bei der Meisterin Josefa zu Besuch. Auch er stellte fest: „Ein schöner Brocken von einem Buben. Und den echten oberösterreichischen Barockschädel hat er auch. Faßt gut zu Euch, Frau Mei* sterin." Sebastian Purkstaller bestellte und verschrieb das

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