Leopold Werndl und sein Sohn

lust nickte: „Geboren am sechsundzwanzigsten März achtzehnhunderteinunddreißig. Der Vater ist der verf ehrte Meister Leopold Werndl hierorts. Ich kenne ihn gut, er hat bei mir sein Verlobungsgeschenk für Ihre Mutter, Frau Josefa, gekauft. Die Zeit vergeht, wir ver» gehen auch. Sie sind aber noch so jung! Sie sind ja kaum zweiundzwanzig Jahre — und ihre Braut ist vier Jahre älter!" Meister Honiglust prüfte ihn durch die scharfen Brillengläser. „Alsdann, Sie wollen ein Andenken aus Amerika." Meister Honiglust entnahm einem kleinen Samtetui einen Ring. „Hier hätte ich etwas sehr Apartes, ein Geschenk von drüben. Direkt dazu geschaffen, aus Amerika gebracht zu werden. Der Ring ist aus veneziani« schem achtzehnkarätigem Gold, der schwarze Mohren^» köpf aus Onyx, die zwei kleinen Perlen im Ohr des Mohren kommen aus Japan, die Brillanten in der Nase, im Mund, stammen aus Australien. Vor fünfzig Jahren wurde dieses Schmuckstück angefertigt. Schwarze Moh» renköpfe sind Glücksbringer. Als besondere Rarität mache ich Sie auf das Elefantenhaar aufmerksam, das aus Indien stammt und in Gold eingewoben ist. Da ich Ihren verehrten Herrn Vater kenne und annehme, daß er sich nicht geändert hat — er wird Ihnen ein kleines Taschen# geld geben — lasse ich Ihnen diesen herrlichen Ring für sage und schreibe sechsunddreißig Gulden guter Silber# Währung." Josef starrte auf den Mohrenkopf — Perlen sollten Tränen bedeuten, hatte ihm Mademoiselle Viktoria vor vielen Jahren in Wien lachend erzählt. Was hat Meister Honiglust gesagt? Karoline sei vier Jahre älter als er? Ging das Meister Honiglust etwas an? Josef wußte wohl, daß Karoline älter war als er, sie war es ja gewesen, die ihm, dem Schulbuben, die Nase geputzt hatte.

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