dem Meister Honiglust feil. Gold in glänzenden Mün« zen imponierte ihm nicht mehr. Meister 'Honiglust stand ohne Freunde, ohne Frau, Verwandte oder Bekannte auf der Welt. Mit seinen silbernen, goldenen und edelsteinbesetzten Waren lebte er, bei ihnen schlief er. Josef sagte dem Meister, er möchte ein Andenken kau« fen. Honiglust fragte, welchem Zweck das Geschenk die« nen sollte. ,Laut und stolz, voll frohen Mutes antwortete Josef; „Für meine Braut!" Meister Honiglust schielte über seine Brillengläser zu Josef hinüber. „So, so, fürs Fräulein Braut?" Josef störte des Meisters Neugierde, aber er brauchte für das zu kaufende Geschenk einen Be« rater. ,,Die Haindl Karoline ist's und ein Andenken aus Amerika soU's sein." I „So, so!" wiederholte Meister 'Honiglust, „die Ka« roline Antonia Haindl ist die Braut, so, so!" Josef stutzte. „Meine Braut heißt Karoline und nicht Antonia." „Glauben S' mir, junger Herr", aintwortete der Mei« ster, sie heißt Karoline Antonia. Ich hatte die Ehre, das erste Geschenk für Fräulein Haindl auszusuchen. Fräu« lein Haindl ist am dreizehnten Juli achtzehnhundert« siebenundzwanzig geboren, stimmt's? Der Vater heißt Anton Haindl und die Mutter Katharina. Beide sind güterte und ansehnliche Leute am Ort. Ich kann nur gra« tulieren zu Ihrer Wahl. Mit wem habe ich denn die Ehre?" Meister Honiglust wußte alles, was in Steyr vor sich ging. Er kannte das Leben der Einwohner von ihrer Geburt bis zum Tode. Keine Verlobung, keine Hochzeit, nichts entging ihm. Eheleute, die sich scheiden ließen, existierten für den Meister nicht mehr. Seine Neugier war Stadt« und landbekannt. Es trauten sich die Leute kaum in das Geschäft, weil sie Rede und Antwort stehen muß« ten. Josef Werndl nannte seinen Namen. Meister Honig«
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