Leopold Werndl und sein Sohn

die Waschschüssel, die sie mit einem Tuch reinigte, (aU len. Vater Wemdl wollte, daß für den heimgekehrten Sohn heute besonders gut aufgetragen würde. Er gab die Erlaubnis, Vater, Mutter und Tochter Haindl am Abend als Gäste ins Haus Wieserfeld Nr. 44 einzuladen. Eitel Freude herrschte bei den Werndls. Josefs Geschwister jedoch fühlten sich enttäuscht, weil ihr großer Bruder kei=> nen Indianer, Neger, keinen Skalp aus Amerika mitget» bracht hatte. Josef gestand seiner Mutter, die ihm immer wieder in die Augen schaute, seine Hände hielt, daß W^äsche, Anzug, Schuhe und Hut, alles, was er am Körper trage, nicht ihm, sondern dem Meister Doppier gehöre. Er ge^ stand, daß er ohne Geld und ohne Habseligkeiten, völlig abgebrannt, heimgekommen sei. Josef erzählte aber auch, daß er in Amerika manches gelernt habe und viele Er« fahrungen sammeln konnte. Mutter Werndl mußte wegen ■ihres Sohnes Josef in der Ehe vieles hinter dem Rücken ihres braven, doch nicht immer einsichtsvollen Gatten, unternehmen. So kaufte sie Josef einen Anzug, Stoff, Wäsche, Schuhe, ließ Schuster und Schneider zum Maß nehmen kommen, gab dem Heimgekehrten fünf« zig Silbergulden in die Hand, damit er seiner Karoline ein schönes Angebinde aus Amerika kaufe. Mutter Werndl war eine kluge Frau, Josef küßte ihr die Hände, den Mund, stürzte aus dem Hause, schaute nicht rechts und links, besorgte beim Gärtner Rottenzwerg einen Arm voll roter, hochstieliger Nelken und ließ sich von zwei Silberzwanziger nichts herausgeben. Bei Meister Honiglust, Geschäft für Gold"« und Sil« bersachen, Uhren und kirchlichen Geschenken, trat Josef ein. Ein Hundertjähriger schien der Goldschmied, so alt schätzte man ihn. Nicht alle Schmuckgegenstände waren

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