„D' Liab für's Geld ist koa 'Liab für mein' G'schmack! I geh' lieber schlafen, damit ich in der Früh ohne einen Brummschädel aufsteh'n kann. Ich rat's euch, geht's «luch schlafen!" Die Burschen wehrten sich nicht, sie waren im Grunde froh, daß einer sie nach Hause schickte. Mit „Gute Nacht!" und „Glück auf!" ging jeder seines Wegs. Josef Werndl überlegte. Warum konnte er nicht auch diesen ruhigen Weg eines Meistersohnes gehen? Warum zog es ihn nach Wien, nach Böhmen, nach Deutschland, nach Amerika? Warum drängte sein Blut, immer mehr zu sein als die anderen? Josef hatte sich schon oft ertappt, daß ihn Unruhe und Haistt zu immer Neuem trieb. Warum genügte ihm die Handarbeit in den Werkstätten seines Vaters nicht? Viele hundert Arbeiter standen bei Leopold Werndl in Brot. Josef hatte schon manches hinter sich gebracht als Handwerksbursche, Soldat, Amerikafahrer, Tramp, Gelegenheitsarbeiter in den Waffenfabriken Colt und Remington. Warum — ? Er könnte ein ebenso ruhi» ges und schönes Leben führen wie die anderen Meisters« söhne. Warum das Hasten, warum die Unrast? Auf sei« nem Weg der Heimat zu, hatte Josef einen Abenteurer kennengelernt. Einen Fürst ohne iLand, einen, dem das Abenteuer mehr bedeutete, als das ruhige Leben in einem kleinen Herrscherhaus. Dessen These lautete: „Jeder Mensch tut immer das, was er tun muß, wasi er tun kann. Keiner lebt anders, als er leben muß, handelt anders, als er handeln muß. Zu allen Handlungen werden wir ge« trieben. Kein Mensch ist gut, wenn er nicht gut sein muß. Einmal ist dcis Gute und einmal isit das Schlechte stär? ker. Wer wandern muß, wird wandern, oder vor Sehn« sucht vergehen. Nur derjenige kann Großes leisten, der Großes aus dem Innern gebiert. Gezwungene Arbeit ist Arbeit ohne Gnade."
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