ein. Sie lag in tiefem Schlaf. Die Enns, die Steyr flössen sich umarmend, nordostwärts. "Wenige Fußgänger waren axif den Gassen. Ein Fuhrwerk, hoch beladen, ratterte mitternachtwärts gegen Böhmen. Josef mußte verschnau^ fen, tief Atem holen. Unter einer Laterne musterte er seine Kleidung, seine Schuhe. Die Wangen, das Kinn hatten seit Tagen kein Schabemesser gespürt, rauhe Bartstop« peln stachen. Staub, viel Staub von der Landstraße klebte an den Kleidern, an den Haaren, sie rochen nach würziger Erde. Josef überlegte: Konnte er in diesem abgerissenen Zustand vor seinen "Vater treten, ihm seine großen Pläne vorbringen? Konnte er in dieisem Aufzug zu seiner Lieb# sten gehen? Josef fühlte zum ersten Male, daß seine Amerikareise äußerlich einem Fehlschlag glich. Seine Neider und Feinde hatten nicht vergesisen, daß er mit vielversprechenden Worten nach Amerika fuhr. Nun kam er, zerrissen, verschmutzt, ohne Geld in der Tasche nach Hause. Sie würden wohl ein höhnisches Gelächter an# stimmen um beide, Vater und Sohn gleichermaßen damit zu treffen. Josef bereute, daß er seine Kleider verkauft, alles Geld ausgegeben hatte. Was half aber die Reue, die Ein# sieht kam zu spät! Junge Burschen, sonntäglich gekleidet, schlenderten durch die Gassen dem Lichtkreis der Laterne zu. Josef trat zurück, blieb ungesehen im Schatten eines tiefgele# genen Haustores stehen. Alle diese jungen Burschen kannte er. Es war der Karl, der Ferdl, der Franz, der Alois, der Xaver, Söhne ehrbarer Messerer, Arbeiter am Eisen, die sich zu einem feuchtfröhlichen Plausch getrof# fen hatten und jetzt nach Hause gehend berieten, ob sie nicht noch Madame Adolettas Etablissement besuchen sollten. Ein junger Bursche von kaum achtzehn Jahren, mit einem braunen Bärtchen auf der Oberlippe, gab kund:
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