„Glück, Glück, Glückl" Der lederne Schurz fiel steif zut Erde, Die Gesellen und Lehrbuben umstanden ihren Meister. Werndl spürte eine, zwei — viele Tränen auf seh ner Wange. Die Gesellen schüttelten die Köpfe. Der ge» strenge Meister Werndl weinte? Madame Barometlerin konnte die Väter nicht zählen, denen sie die Nachricht vom Neugeborenen überbracht. Aus ihrem schmalen, faltigen, fast zahnloisen Mund kamen die Worte: „Ja, was ist's denn, Herr Meister? Wollen S' Ihnen denn net den jungen Herrn anschau'n?" Die alte Anna Barometlerin sprach die drei Worte: „Den jungen Herrn" feierlich aus. — Meister Werndl fuhr mit den fünf Fingern in sein wirres Kopfhaar: „Ich komm schon, ich komm' schon!" Das Hufeisen in der Hand, stürmte Werndl am großen Senkhammer, an seinen Gesellen, Lehr« lingen, an der Geburtshelferin vorbei. „Ich komm' schon!" Im Türrahmen zur Schlafstube stand er. Die Hände klammerten sich an die schweren, braungestrichenen Holz« pfosten: „Josefa, du bist die beste Frau ich hab ja ge» wüßt, daß du mir wieder einen Buben schenken wirst! Ob« wohl mir ein Dirndl genau so viel Freude gemacht hätt'." — Der glückliche Vater nahte auf Zehenspitzen der Mut« ter: „Bist ein bisserl schmal im Gesicht, aber schön oist! Neben der Mutter lag das Neugeborene im Weidenkorb. „Unser zweiter Bub", flüsterte Josefa. „Willst ihn net an« schau'n?" Vater Werndls Hände, die mit Leichtigkeit einen Eisenblock mit hundert Pfund von einem Platz zum anderen schafften, zitterten, als er seinen Sohn aufhob. „Joisef", stammelte der Vater, „sollst ein guter Mensch wer« den." Ohne ein weiteres Wort an seine Frau zu richten, trug Leopold Werndl seinen Neugeborenen, der mit ge« schlossenen Augen in den ^Vindeln lag, durch die Schlaf« sttibe, durch die Tür, durch das dunkle Vorhaus über hol« zerne Treppen, über den mit groben Steinen gepflasterten
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