Leopold Werndl und sein Sohn

Stunden und länger stand "Werndl oft an der W^erkbank. Mutter Josefa schrieb getreulich alles, was in und um Steyr vorging, vom Vater, von den Geschwistern, von der Arbeit, von den Aufträgen, von den Sorgen, die sich der Vater wegen Josefs und Karolines Heirat machte. „Vater steht zwar der Heirat nicht mehr ablehnend ge« genüber, aber eine Bauerntochter wäre ihm lieber gewesen." Karoline, Joisiefs Braut, schrieb Worte der Liebe und Sehnsucht: Sie zähle jede Stunde, die sie näher zu Josef bringe, sie säße bis spät nachts über ihrer Aussteuer, die Tischlergesellen richten die Möbel. Sie berichtete, bos« hafte Leute behaupteten, Jotsef würde nie mehr nach Steyr zurückkehren, sie werde wohl auf ihren Bräutigam bis in alle Ewigkeit warten können. In jeder zweiten Zeile stand zu lesen: „Komm bald, komm bald nach Hause, laß deine überspannten Pläne, wir wollen bescheiden, aber glück'«, lieh leben," Karoline erwähnte kein Wort, daß sie auf ihren Bräutigam stolz sei, weil er die Maschinen in frem« den Landen studierte. Monat auf Momat verging. Heißer Sommer, eisiger Winter, Frühling und Herbst vergingen. — Die Zeit bei Colt lief für Josef ab. Mann konnte den jungen deutschen Gesellen gut leiden, nie gab es Streit mit ihm. „Good bye, old boyl" wünschten die Arbeiter, Vorarbeiter und der Chef. Gute Reise und Gesundheit wünschten ihm alle. Die Welt war weit. Josef glaubte, ihm allein gehöre diese große, große Welt! Gerade für die Heimreise reichte das Geld. Für die Heimreise, Eisenbahn letzter Klasse, Dampfer Zwischen« deck. Josef betrog die amerikanische Eisenbahn viele Mei« len lang, wenn er mit den Lanidstreichern nachts ohne Fahrkarte in den Güterwagen mitfuhr, vor der Station ab« und hinter der Station wieder aufsprang. Unter der

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