Leopold Werndl und sein Sohn

sen, in Amerika naturalisiert, erfuhr Josef Werndl, daß die Bandenkämpfe an den Grenzen nicht mit Gewehren, sondern mit schweren Pistolen ausgefochten wurden. Fabrikant dieser Pistolen war Colt. Den Namen Colt kannte Werndl. Sein Freund, Francois Cornvis, erzählte ihm, daß im Kampf mit den Indianern, die sich sträubten, ihre Jagdgründe den Weißen zu überlassen, im Kampf mit den roten und weißen Pferdedieben, mit Abenteurern aller Art, der Colt^Revolver in allen Ehren bestand. Colt ermöglichte ein schnelles Schießen in Handweite. Es waren unförmige Dinger, die ersten Pistolen, die Colt herstellte. Die Cowboys, die Sheriffs, die Grenzer trugen zwei Stück bei sich. Der Colt wiurde schnell gezo« gen; ein beleidigendes Wort, ein falscher Würfel beim Spiel, ein böswilliges Augenzwinkern — die Pistole war schußbereit. Ein Menschenleben galt nicht viel. Der Cheriff, Richter des Ortes, des Distriktes, kam meistens zu spät. Der Tote lag da, konnte bestattet werden. Der Mörder war längst über die Prärie, gejagt, brandschatzte und mordete hundert Meilen weiter. Sechsspännig, starke Pferde vor der Postkutsche, genannt „Dilligence", rasten von Poststation zu Poststation über steinige, löcherreiche Straßen. Oft wurden diese „Dilligence" aufgehalten. Die Reiter trugen schwarze Tücher vor dem Gesicht, damit sie keiner erkannte. Sie bauten sich mit gezücktem Colt vor den Reisenden auf, nahmen ihnen Geld, Schmuck, Kleider, alles was sie gebrauchen konnten, ab, und Ueßen sie ausgeplündert weiterfahren. Wehe, wenn sich einer wehrte, ihn traf unbarmherzig die Kugel. Unliebsame Zeugen von Verbrechen verschwanden des Nachts, ohne daß man den Namen des Veflschwundenen laut nannte. Neger, Chinesen, Indianer, Mischlinge, Weiße aus allen Ländern standen im unerbittlichen Existenzkampf.

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