Leopold Werndl und sein Sohn

Die Reise und das stürmiche Meer waren nicht ane= genehm. Josef, der bis zur Stunde seiner Amerikafahrt nur Berge, Wälder, Straßen unter den Füßen gekannt, litt un» ter der Seekrankheit. Eine lärmende Gesellschaft aus allen Ländern traf er auf dem Schiff. Mit Sack und Pack kam» pierten die Deutschen, Franzosen, Italiener, Polen, Rus<» sen, Ungarn, Schweden im Zwischendeck, die erzählten, warum sie dem Vaterland untreu geworden, warum sie die Heimat verlassen mußten. Viele davon hofften auf schnellen Reichtum, bauten Luftschlösser. In Amerika,, in der Hafenstadt, als, das Schiff kaum angelegt hatte, stürzten sich die Menschenhaie, Lumpengesindel, den An« kommenden entgegen, nahmen den Landesunkundigen die letzten ersparten Notgroschen durch List und Be« trug ab. Viel fremde Menschen lernte Josef Werndl kennen, Menschen, denen Trunk, Spiel, Verbrechen im Gesicht eingegraben war. Landsleute waren es, die ihm durch Versprechungen faist das ganze Bargeld abnahmen und ihn mit Lügen vertrösteten. Josef Werndl beseelten drei Gedanken: Mit den Augen viel zu sehen, den Amerikanern den Bau der Ma« schinen von Gewehrteilen abzuschauen, bald selber so weit zu sein, daß er mit seinen Kenntnissen nach Hause zurückkehren, dort iseine Karoline heiraten und dem Va« ter beweisen konnte, daß er im fremden Lande Tüchti« ges gelernt hatte. Jetzt gab es keine Mutter, die Josef Pakete und Geld nachschickte, es gab keinen Menschen in Amerika, der dem Sohne des Meisters aus Steyr mehr als ein „Glück auf!" für den Weg mitgab. Die Losung hieß: „Hilf dir selbst, dann wird dir geholfen!" Die Schwachen, Kranken, Unfähigen lagen auf der Straße, Wer nicht glückhaft geboren ward, bei wem das Glück

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