Leopold Werndl und sein Sohn

darüber, daß er dem Kaiser untreu wurde. Er wollte ihm ja später und mit einem neuen Gewehr dienen. Mit einem besseren Gewehr würde er dem Kaiser aufwarten, als man es in der ärarischen Fabrik in Wien herstellte. Vater Werndl hatte sich verpflichtet, dem Militär«Ersatzmann für seinen Sohn pro Tag dreißig Kreuzer zu zahlen. Es gab viele, die gern dreißig Kreuzer verdienten. Soldat sein bedeutet ein lustiges Lebenl Die Bürger, die Kauf« leute, die Händler und Arbeiter in Steyr staunten, als sie hörten, daß der Zweitgeborene vom /Leopold Wemdl, der Josef, nach Amerika gefahren sei. Amerika! Ob dort die Sonne auch so schön strahlte, wie zu Hause in Steyr an der Enns? Nicht Karoline war es, die Josef traurig stimmte, die Heimat war's. Er würde diese Stadt, jdiese Wälder, die Wiesen, Flüsse, lange nicht sehen. In Amerika erklangen keine heimatlichen Laute. Josef konnte nicht englisch, nicht französisch spre« chen. Kleinlaut gedachte er, umzukehren, nach Hause zu fahren — gestehen; „Vater, ich habe den Mund so voll genommen, ich schaff es nicht!" Vater Leopolds Stimme hörte Josef im Geiste antworten: „Du mußt erst was ge« worden sein, dann kannst bei den Männern mitreden!" Josef Werndl wanderte durch deutsche Lande, hielt sich kurz in Suhl, in den Gewehrfabriken auf, sah dann die Hafenstadt. Ein großmächtiges Schiff wartete auf ihn. Musikanten spielten zum Abschied ein Lied. Auf dem Pier warteten Menschen, Tücher wehten. Josef stand an Deck eingekeilt unter Männern, Frauen und Kindern. Er starrte zum immer kleiner werdenden Ufer hinüber. Ihm winkte niemand. Weit fort lag die Stadt Steyr, Wieserfeld Nr. 44, seine Mutter, sein Vater, Ka« roline. —

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