Leopold Werndl und sein Sohn

und schwuren sich ewige Liebe und Treue. Karoline würde einen Nähkurs bei den barmherzigen Schwestern besuchen; bis Josef zurückkäme, würde sie die Aussteuer zusammenstellen. Josef sollte aber nicht zu lange ausblei« benl „Bitte, bitte, nicht zu lange!" bat sie halb lachend, halb weinend. Mutter Josefa hatte wenig Tränen zu verschenken. In ihrem Herzen lagen sie tief eingebettet. Sie lachte, schien guten Mutes, als Josef, mit Gulden und Reise« papieren ausgestattet, mit dem eisenbeschlagenen Holz« koffer, der gestickten Stofftasche, im karierten Reiseman« tel vor ihr kniete und um ihren Segen bat. Vater Werndl drückte seinem Sohn herzhaft die Hand. „Vergiß nie, du bist ein "Wemdll" Karoline saß am Fenster tränenden Auges, winkte mit dem seidenen Tuch, das er ihr zum Abschied ge« schenkt, bis sie den Liebsten nicht mehr sah. Vater Haindl aber, um keine Rührung aufkommen zu lassen, brummte vor sich hin, es klang gleich einem Geschimpfe: „Aus der Heirat mit der Lintscherl und dem Werndlbuben wird nichts, das sag ich. Die Karoline soll zur Tante nach Lambach fahren. Eine andere Mutter hat auch ein schönes Kind!" Abschließend stellte Vater Haindl fest: „Aber vielleicht täusch' ich mich, vielleicht ist der Josef ein anständiger Mensch und macht unser Lintscherl glücklich." In Linz an der Donau bestieg unser Amerikafahrer Josef Werndl die Postkutsche nach Passau. Das Zauber« wort Amerika ließ ihn erzittern. Amerika — — Ma« schinen — —. Der Kaiser in Wien, der junge Franz Josef der Erste, war mit dem Soldatenersatzmann, den Werndl stellte, einverstanden. Josef machte sich keine Gedanken

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