Leopold Werndl und sein Sohn

An diesem Abend war Josef zu seinem Mädchen ge= laufen und hatte von Vaters Bedingung erzählt. Wenn er von Amerika heimkehre und seine Karoline immer noch so liebe, dann wolle dieser den Widersinn auf^ geben. Der alte Anton Haindl öffnete seine Schnupf«» tabaksdose wohl zehnmal und nahm daraus eine kräftige Prise. „Dein Vater ist leider ein Eisenschädel. Aber er ist dein Vater. Du bist minderjährig, du mußt tun, was er will] Ich dränge mich nicht mit meiner Tochter in eure Familie. Meine Karolin' bring' ich inuner noch unter die Hauben." Karoline weinte laut am Halse ihrer Mutter. Josef be# schwor seinen zukünftigen Schwiegervater, er möge seine Tochter keinem anderen Manne zmn Weibe geben und versprach, die Karoline zur glücklichsten Frau zu ma» chen. War es der Schnupftabak oder die Rührung, die über Vater Haindl kam, seine Augen füllten sich mit Träf nen. Mutter Haindl und Karoline fragten mit wehmütiger Stimme, ob Josef keine Angst vor den Indianern, vor dem Skalpieren, vor den Haifischen habe und vor den heiß# blütigen Weibsbildern, die in den Hafenstädten auf die jungen Männer lauerten. Karoline drohte wieder, ins Wasser zu gehen, wenn Josef sie in Amerika mit einer anderen Frau betrügen würde. Sie hörte kaum zu, als er mit glühenden Worten von den großen Maschinen, die er in Amerika studieren wollte, sprach. Was sollte sie mit Maschinen anfangen? Ihrem Mann wollte sie eine liebe, treue Frau werden, ihm Kinder schenken, sich schöne Klei# der kaufen, ihm ein hübsches Heim schaffen. Fast eifer# süchtig war Karoline auf die Maschinen, die für Josef das Leben bedeuteten. Bis spät in die Nacht hinein saßen die Verliebten zu# sammen. Sie vergaßen zu essen, zu trinken, küßten sich

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2