denlang zusammen. „Nicht fliehen sollst du, Josef, keine Schande sollst du auf mich laden. Wenn du glaubst, daß Amerika dein Land ist, dann fahr' dorthin." Der Mutter hatte Josef als erste nach der Heimkehr seine große Liebe zu KaroUne gestanden. Mutter Josefa hielt lange die Hände ihres Sohnes, schaute ihm tief in die braunen Augen und fragte: „Liebst du wirklich von Herzen, oder ist es nur ein Strohfeuer? Mit der Liebe darf man nicht spielen, mein Sohnl" Josef fiel in die Knie vor seiner Mutter, drängte seinen heißen Kopf in ihren Schoß und gestand; „Ich kann ohne Karoline nimmer weiter!» leben! Ich spür's, ich hab' sie genau so gern, wie ich dich gern hab', Mutter." Frau Werndl kannte das Tempera« ment ihres Sohnes: Leicht entflammt, aufbrausend, stür« misch, alles verlangend und starrköpfig. Die Mutter wußte, daß manches junge Mädchen in Steyr sich wegen Josef die Augen rot weinte. Des öfteren hatte Josef von einem Mädchen gesagt: „Ich liebe sie" — um sie später zu vergessen. Mutteraugen sehen tief in die Seelen ihrer Kinder. „Gottesblicke" nannte sie der Volksmund. Josef blieb standhaft. Er kannte die fragenden, prüfenden Au« gen der Mutter. „Glaub mir's, ich hab' die Lintscherl wirklich von ganzem Herzen lieb!" Josef schämte sich dieses Geständnisses nicht. „Wir haben uns die Liebe in die Seele hineingeschworen." Mutter Josefa kannte in ihrem Leben nur die eine Liebe zum Gesellen Leopold Werndl. Zu dieser stand sie in guten imd schweren Zei« ten. Leopold war nicht stürmisch, nicht zärtlich zu ihr, hatte nie von der großen Liebe gesprochen, nie gedroht, er könne ohne seine Josefa nicht leben. Schöne Worte konnte Leopold Wemdl niemandem sagen Er blieb aber der beste und treueste, der hebste Mann, den sich Josefa hatte wünschen können.
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