Ein Kuß löste den anderen ab. Die Beiden hatten sich viel zu erzählen. .Karoline gestand, einen Offizier hatte sie in Linz geliebt, zwar habe sie ihn nie gesprochen, ihn nur durch das Küchenfenster, durch das die bestellten Speisen gereicht wurden, sitzen sehen. Oft hätte sie ihm aber, da er so schlecht ausgeschaut, heimlich ein dickeres Kotelett, ein größeres Schnitzel, ja einmal sogar eine dop= pelte Portion Kaiserschmarren auf den Teller gelegt. Ob Josef ihr diese 'Liebe verzeihen könnte? Josef zog die Augenbrauen streng zusammen, dann lachte er; ,,Diesen Sündenfall mußt du mit zehn Busserln bezahlenl" Josefs Erzählung seiner Liebesabenteuer dauerte in'« dessen reichlich lange. Die Zeit flog dahin. Am Himmel standen plötzlich schwarze Wolken, Blitze zuckten, schwere Regentropfen fielen, ein Gewitter brach los. Der Stellwagen war längst fortgefahren. Drei Kilometer schie« nen den Verliebten keine lange Strecke. Im strömenden Regen, doch mit heißer Liebe im Herzen, Hand in Hand, zogen Josef und Karoline durch die Gassen in Steyr, nah« men voneinander Abschied, als sei es ein Abschied fürs Leben. Am nächsten Tag, tun sieben Uhr abends, wollten sie sich am Fluß treffen. Karoline erschrack. Sie dachte an ihr Gepäck, die Reisetasche, den Schirm. Sie weinte. Vater und Mutter würden schimpfen. Josef, dessen Uni« form durch den Regen an Schönheit verloren hatte, er« bot sich, Karoline in das Haus ihrer Eltern^ zu begleiten. Dort wollte er gleich Mitteilung machen, daß er sich von Stunde an als zukünftiger Schwiegersohn betrachte. Ka^« roline fiel Josef trotz der Pasisanten und Neugierigen, die sich auch vom strömenden Regen nicht abhalten ließen, um den Hals und küßte ihn. Vater und Mutter Hain dl, ältere, gut bürgerliche Leute, saßen am Tisch. Die Speisen, zum Empfang der
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